Historisches Sachsen
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Tour 7 - Sächsische Weinstraße   
 
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Nur wenige Leute wissen, dass sich an der Elbe von Pirna über Meißen bis Diesbar-Seußlitz auch eines der nördlichsten Weinanbaugebiete Deutschlands erstreckt. Bereits um 1200 wurden Rebflächen im Elbtal erwähnt.
Die Anbauflächen sind klein, die hier gekelterten trockenen Weine begehrt. Bestockt sind etwa 275 Hektar (1997), verteilt auf ein halbes Dutzend Flecken, die sich wie Oasen ausnehmen. Die Erträge liegen zwischen 60 und 65 hl pro Hektar. Gekeltert werden 21 Sorten, voran Müller-Thurgau, gefolgt von Weißem Burgunder, Traminer, Gutedel und Riesling. Rund 40 Weinrestaurants liegen an der mit 55 km kürzesten deutschen Weinstraße und laden Einwohner und Gäste Sachsens zu einem Glase ein.

Doch bevor wir uns in das Zentrum des sächsischen Weinanbaus begeben, darf ein Besuch des bedeutendsten Jagdschlosses der Wettiner nicht fehlen. Wein hat hier stets eine große Rolle gespielt, eben nur in veredelter Form.

Jagdschloss Moritzburg


Die Parkanlagen des Jagschlosses Moritzburg sind so umfangreich, dass für die Besichtigung auch ein ganzer Tag eingeplant werden könnte. Dann lohnt es sich, das Auto stehen zu lassen und zur Anreise lieber den "Lößnitzdackel", eine 750-mm-Schmalspurbahn von Radebeul Ost nach Radeburg, zu nutzen. Darüber hinaus bietet der angrenzende Friedewald hervorragende Möglichkeiten für eine Radtour.

Selten wird ein Schloss so stilvoll in Szene gesetzt, wie das Jagdschloss Moritzburg. Kommt man von der Residenzstadt Dresden auf der kilometerlangen Allee auf Moritzburg zugefahren, spürt man noch heute die Stimmung, die das Vergnügen der Jagd dem sächsischen Hof geboten haben muss.
Am Rande der Weinstraße liegt idyllisch in einer Teichlandschaft das mit seinen vier Türmen charakteristische Jagdschloss der Wettiner. Das ursprüngliche Schloss nordwestlich von Dresden ist nach Herzog Moritz benannt. Es gehörte zu den ersten Renaissancebauten Sachsens und bildete den Kern des heutigen Jagdschlosses, das unter der Leitung von Matthäus Daniel Pöppelmann entstand. Trotz seiner Nähe zur Landeshauptstadt vermittelt das Schloss nicht nur den Eindruck vergangenen fürstlichen Wohllebens, sondern auch ländlicher Beschaulichkeit.
Jagdschloss Moritzburg, eines der bedeutendsten Barockbauwerke in Sachsen, bietet Ästhetik pur von außen und Vergangenheit in lebendiger Gegenwart innen. Harmonisch in die natürlichen Gegebenheiten eingebettet, wird die Schlossanlage in ihrer Gesamtheit zu einem besonderen Erlebnis.
Die vier mächtigen Rundtürme, die durch eine umlaufende Wehrmauer verbunden wurden, bestimmten seit seinen Anfängen das Bild des Moritzburger Ensembles. Die Mauern in den Farben des sächsischen Barocks - ocker und weiß - spiegeln sich im umgebenden Teich, der bereits zu Zeit Augusts des Starken den Charakter der Moritzburger Kulturlandschaft prägte. Zu den beliebtesten Amüsements der Moritzburger Herren und ihrer Gäste gehörten Parforcejagden mit Hunden. Im eigens für die Jagd mit Wegen und Alleen präparierten Friedewald tummelte sich schon vor 400 Jahren das für die Jagd gehegte Wild. Die Trophäen können heute noch in den Sälen und Zimmern bewundert werden.
Bereits 1542-46 ließ Herzog Moritz von Sachsen am Rande des Friedewaldes, der ein bevorzugtes Jagdrevier der sächsischen Kurfürsten und Könige war, auf einer Landzunge ein schlichtes Renaissanceschloss als Jagdsitz nach Entwürfen der Architekten Hans von Dehn-Rothfelser und Caspar Voigt von Wierandt errichten - die Moritzburg. Das etwa 30 m x 60 m große Schloss stand in einem ummauerten Hof mit vier runden Ecktürmen.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts baute dann der Baumeister des Dresdner Zwingers, Matthäus Daniel Pöppelmann, im Auftrag Augusts des Starken das heutige Wasserschloss als repräsentative Jagdresidenz mit vier Prunksälen und über 200 Räumen um. Die nach dem Umbau H-förmige Anlage bezog die Rundtürme mit ein und erhöhte sie. Die architektonische Gliederung ist, wie bei vielen sächsischen Barockanlagen, in den Tönen ocker und weiß aufgemalt.
Das Jagdschloss ist vollständig von einer Terrassenanlage umgeben, die mit Statuen von Johann Christian Kirchner und Benjamin Thomae geschmückt ist. Den künstlerischen Schmuck auf der Balustrade bilden neben sechs überlebensgroßen Jägerfiguren zahlreiche, in zwanglosem Wechsel aufgestellte Vasen und Kinderfiguren. Ihre Entstehung fällt in die Jahre 1728 bis 1733.
In ihrer Gestaltung unterstreichen die Skulpturen den Charakter von Moritzburg als Jagd- und Lustschloss. So blasen Jäger das Parforcehorn, spielen Kinderfiguren mit Jagdhunden, tragen ein erbeutetes Stück Wild oder zeigen sich auf einem Vasenfries kleine Putten beim Fischfang. Am Hauptaufgang stehen 2 m hohe Statuen von Piqueuren.
Jagdschloss Moritzburg ist heute ein hervorragendes Barockmuseum, das jedes Jahr zahlreiche Besucher anzieht. Im Innern befinden sich vor allem kostbare Barockmöbel, Porzellane und Gemälde. Von kulturhistorisch einmaligem Wert sind die barocken Ledertapeten. Der Bestand in Moritzburg ist der weltweit größte. Von den ehemals 60 Räumen mit der Ausstattung an ornamentalen Tapeten haben sich bis heute 11 erhalten. Hinzu kommen zwei Säle mit wandhohen auf Leder gemalten Gemälden, die Geschichten um die antike römische Jagdgöttin Diana sowie Jagdszenen vom sächsischen Hof darstellen. Die oft als "Goldleder" bezeichneten Tapeten erhalten ihren charakteristischen Oberflächeneffekt durch eine vollflächige Versilberung des Leders und eine darüberliegende gelbbraune Lackschicht.
Neben den wertvollen Ledertapeten beherbergt das Jagdschloss Moritzburg auch die bedeutendste Geweihsammlung Europas mit Trophäen von Rothirschen, Rentieren und Elchen. Ihre Berühmtheit erlangte sie vor allem durch den Bestand an außergewöhnlich starken Rothirschtrophäen im Festsaal, in dem sich auch das weltstärkste Rothirschgeweih befindet: ein 24-Ender mit fast 20 kg Gewicht. Ergänzt wird die Sammlung durch Rot- und Damhirschgeweihe in den Wagenhallen und Haupttreppenhäusern.
Lohnenswert ist auch ein Spaziergang durch die Parkanlagen des Schlosses und den benachbarten Friedewald.
Bereits während der Umbauten des Moritzburger Jagdschlosses unter August dem Starken entstand 1728 am Endpunkt der mittleren von insgesamt neun radial verlaufenden Sichtschneisen durch den Friedewald eine Fasanerieanlage, die der Zucht von Jagdfasanen für die königliche Tafel diente. Zentrum war ein Pavillon, der um 1739 unter der Leitung von Johann Christoph Knöffel vergrößert wurde. Nach Verwüstungen im Siebenjährigen Krieg begann Kurfürst Friedrich August III. 1769 mit dem Wiederaufbau der Anlage.
Oberkammerherr Camillo Graf Marcolini ließ für den Kurfürsten durch den Architekten Johann Daniel Schade das Fasanenschlösschen in chinoisen Formen neu errichten. Dabei bezog Schade Teile des Vorgängerbaus mit ein. Das Fasanenschlösschen gilt als einer der wichtigsten höfischen Bauten des sächsischen Spätbarocks, birgt es doch im Inneren eine Vielfalt an original erhaltenem Interieur des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Seine Ausstattung mit kostbaren Tapeten aus Federn, Stroh- und Perlengeflecht sowie handgestickten Seidentapeten unterstreicht den hohen höfischen Anspruch. Die Dachlaterne wird von zwei Figuren geschmückt: einem sitzenden Mandarin mit Ehrenschirm, der bei Windeinwirkung mit dem Kopf nicken kann, sowie einer Knabenfigur.
Nach 1815 wurde die intensive Fasanenhaltung eingestellt und nur noch die Schauvolieren mit Edelfasanen und anderen exotischen Vögeln beibehalten.
Für die Jagden der höfischen Gesellschaft waren auch Pferde erforderlich, die ab 1733 in geräumigen Stallanlagen standen, dem heutigen sächsischen Landesgestüt. Wenn das Landesgestüt am 1. Septembersonntag zur großen Hengstparade einlädt, kommen tausende Pferdefreunde aus ganz Deutschland nach Moritzburg. Den Abschluss der Parade bilden traditionell 16 Hengste in einem Zug.
Im Großteich östlich des Fasanenschlösschens ließ August der Starke gern grandiose Seeschlachten, die zwischen künstlichen Inseln und Felsen mit Gondeln und Fregatten ausgetragen wurden, imitieren. 1775/76 kam sogar eine kleine Hafenanlage mit Mole und Leuchtturm hinzu. Der historische Hintergrund war die Schlacht bei den Dardanellen im Jahre 1770 zwischen der Flotte der russischen Kaiserin Katharina der Großen sowie der türkischen Flotte, die siegreich für die Russen endete.

Wer jetzt noch Zeit für einen Besuch der Weinstraße übrig hat, fährt mit dem Auto hinunter an die Elbe.

Schloss Wackerbarth


Erster Anlaufpunkt ist das nur wenige Kilometer entfernte Schloss Wackerbarth. In der weitläufigen Anlage des Schlosses gibt es auch einen kostenfreier Parkplatz, den Sie als Autofahrer nutzen sollten.
Das bedeutendste Weingut an der Straße von Radebeul nach Meißen befindet sich umgeben von dem terrassenförmig angelegten berühmten Wackerbarth'schen Weinberg und einem französischen Park im Barockschloss Wackerbarths Ruh. Weiß erstrahlt das renovierte Schloss in der Nachmittagssonne und lädt die zahlreichen Besucher nicht nur zu einer Kostprobe des erlesenen Weines, sondern auch zu einem Spaziergang über die Weinbergterrassen ein.
Der Bau wurde 1727-1729 nach Plänen des Landesbaumeisters Johann Christoph Knöffel als Alterssitz für den Minister Augusts des Starken, Christoph August Graf von Wackerbarth, errichtet. Wackerbarth war 1705 in den Reichsgrafenstand erhoben worden und stieg in der Folgezeit in höchste Ämter Sachsens auf, u.a. war er Kabinettsminister, Gouverneur von Dresden und Generalfeldmarschall. Auch ihm ist es zu verdanken, dass der sächsische Barock eine Blütezeit erlebte, holte er doch bedeutende Baumeister nach Dresden und ließ glanzvolle Gartenanlagen gestalten, so die Barockgärten Großsedlitz und Zabeltitz. Doch Wackerbarth konnte nur eine kurze Ruhezeit auf seinem Schloss genießen. Er starb bereits 1734.
Die zweigeschossige barocke Schlossanlage mit einem hervortretenden Mitteltrakt und Walmdach ist streng geometrisch angelegt. Der Mitteltrakt enthält im Untergeschoss einen Gartensaal für 30 Personen. Ein Fontänebecken betont die Mittelachse zum Gartengelände.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Schlosses führt eine Treppe durch den Terrassengarten zum Belvedere auf halber Höhe. Der achteckige Pavillon ist durch zwei geschwungene Auffahrten zugänglich. Sein Zeltdach trägt einen kleinen Dachreiter.
Anfang des 20. Jahrhunderts kam Schloss Wackerbarth in den Besitz von Dr. Tiedemann. Er ließ zwischen 1917 und 1923 Schloss und Gartengelände instand setzen. Nach 1945 diente das Gebäude als Kinderheim, später als Verwaltungssitz des "VEG Weinbau Radebeul". Das Weingut geht auf das 1925 in Radebeul gegründete Staatsweingut sowie das 1952 entstandene "VEG Weinbau Radebeul" zurück. Heute ist das Schloss Sitz des Sächsischen Staatsweingutes. Bis 1957 wurden hier nur Weine gekeltert, 1958 begann auch die Herstellung von Sekt. Das Schloss ist bekannt für seine stilvollen Feste. Daneben stehen Räumlichkeiten für Veranstaltungen und zur Weinverkostung zur Verfügung. In der schlosseigenen Verkaufsstelle können die Besucher selbst aus dem umfangreichen Weinangebot wählen.

Weingut Hoflößnitz


Vom Schloss Wackerbarth führt die Straße weiter zum Weinmuseum Hoflößnitz. Der Name der Landschaft Lößnitz ist abgeleitet vom slawischen Wort für Wald und bezeichnet die Fluren in östlicher Richtung begrenzt durch den Fiedlergrund und in westlicher Richtung bis zum Ortsteil Zitzschewig.
Seit über 700 Jahren wird im Gebiet des Oberen Elbtals Weinanbau betrieben. Damit zählt dieses Weinanbaugebiet zu den nördlichsten in Europa. Urkundliche Erwähnungen von 1271 belegen den Anbau von Reben für die Lößnitz. Die Weingutsanlage der Hoflößnitz gründete Markgraf Wilhelm I. von Meißen am 8. Mai 1401 durch den Erwerb der burggräflich-dohnaischen Weinberge. Sie entwickelte sich zum Zentrum der Verwaltung und Bewirtschaftung der kurfürstlich-sächsischen Weinberge und blieb bis 1889 Eigentum des Hauses Wettin. Den Weinlandbesitz konzentrierten die Wettiner im Lauf der Geschichte immer mehr um die Hoflößnitz bis zu seiner maximalen Ausdehnung im Jahr 1734. Vor nahezu 400 Jahren wurden zum Zweck der Wärmespeicherung und Entwässerung Trockenmauern in die Weinhänge gebaut. Die so entstandene Terrassierung bestimmt heute das Landschaftsbild der Lößnitzhänge.
Die Hoflößnitz diente den Kurfürsten und ihren Gästen als Stätte von Weinfestlichkeiten und der Repräsentation. So verwundert es nicht, dass sie der Hoflößnitz regelmäßig ihre Aufmerksamkeit schenkten.
Kurfürst Johann Georg I. veranlasste 1650 auf dem Gelände seines Weingutes den Bau eines Lusthauses im Stil der Renaissance durch Ezechiel Eckhardt. Das kurfürstliche Weingebirgshaus, ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit Walmdach und massivem Wendelstein an der Nordseite, zeigt die typische Raumanordnung sächsischer Herrenhäuser des 16. Jahrhunderts. Äußerlich bescheiden sind der Festsaal und vier Nebenräume im Obergeschoss alle reich verziert. Die 80 Bilder brasilianischer Phantasievögel schuf der Holländer Albert van den Eyckhout.
1843 erhielt die Hoflößnitz den Status eines Staatsweingutes und blieb es bis zum vorläufigen Niedergang des Weinbaus in der Lößnitz, verursacht u.a. durch die Reblaus im Jahr 1889.
Eine Wiederaufnahme der weinbaulichen Tradition erfolgte im Jahre 1911 mit dem Aufbau einer Rebschule und der Errichtung einer Weinbauschule, in der seit 1916 Landwirtschaftsrat Carl Pfeiffer tätig war. Er förderte wesentlich die Wiederbelebung des Weinanbaus in Sachsen, 1935 mit der Gründung des Stadtweingutes Radebeul und 1938 mit der Gründungsversammlung der Winzergenossenschaft Meißen.
1912 übernahm der neugegründete Hoflößnitzverein die Anlage mit dem Lust- und Berghaus und veranlasste die Wiederherstellung der Gebäude im ursprünglichen Zustand. Die Anfänge des Museums, das sich bis heute der Kultur des Weinanbaus im Einklang mit der Natur verpflichtet fühlt, gehen in das Jahr 1924 zurück. Die ständige Ausstellung des Weingutmuseums im Erdgeschoss möchte die Geschichte des Weinanbaus dieser Region erlebbar machen. Im Obergeschoss befinden sich historische, im Original erhaltene Innenräume des 17. Jahrhunderts mit ihrer reichen Ausmalung der Wandtäfelungen und der Deckenfelder. Der Festsaal beeindruckt mit 80 Darstellungen brasilianischer Vögel.
Die Gründungen der Stiftung Weingutmuseum Hoflößnitz und der Weingut- und Schoppenstube Hoflößnitz GmbH setzen seit 1998 die weinkulturelle und weinbauliche Tradition fort.

Bildergalerie
Jagdschloss Moritzburg
Schloss Wackerbarth
Weingut Hoflößnitz
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