Historisches Sachsen
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Wermsdorf   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Nordsachsen

Beschreibung
Sachsens Kurfürsten verfügten im Leipziger Land über eine Reihe von Schlössern, unter denen Colditz, Delitzsch, Grimma und Leisnig besonders hervorzuheben sind. Doch ihre Nutzung ging ab dem 16. Jahrhundert, nachdem sich Dresden zur Residenz herausgebildet hatte, immer mehr zurück. Sie dienten fortan als "Amtsschlösser" in denen Beamte die umliegenden Gebiete verwalteten. Doch es gibt auch eine Ausnahme: Schloss Hubertusburg wurde unter Friedrich August II. zur zweiten Residenz ausgebaut.

Altes Jagdschloss


Inmitten von Wermsdorf erhebt sich, umgeben von mächtigen alten Bäumen, das Alte Jagdschloss. Das Schloss hat nie eine so bedeutende Rolle in der Geschichte gespielt, wie das nur wenige Schritte entfernte Jagdschloss Hubertusburg. Auch seine Innenausstattung und Repräsentation waren eher bescheiden. Aber ohne dieses Alte Jagdschloss hätte es die Hubertusburg wohl nie gegeben.
Seit 1565 war die Entwicklung Wermsdorfs sehr eng mit dem sächsischen Herrscherhaus der Wettiner verbunden. Sie erkannten frühzeitig, dass sich die hiesige Gegend hervorragend für ausgedehnte Jagden eignete. Angeregt durch den Wildreichtum der Wermsdorfer Wälder ließ Kurfürst Christian II. in den Jahren 1608-10 auf dem Gelände eines alten Rittergutes ein zweigeschossiges Jagdschloss errichten. Da es sehr einfach war, lehnte es der Kurfürst zunächst ab. 1617-26, unter Kurfürst Johann Georg I., veränderte der Baumeister Simon Hoffmann dann das Schloss im Stil der deutschen Renaissance. An den Nordflügel fügte er den Ostflügel und den ursprünglich kürzeren Westflügel an. Das Obergeschoss des Nordflügels aus Fachwerk wurde abgetragen und in massiver Bauweise erneuert. So entstand eine herrschaftliche Dreiflügelanlage, die den hohen Ansprüchen des Hofes vorerst genügte.
In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verlor das Gebäude vorübergehend seine Funktion. Erst Kurfürst Johann Georg III. nutzte es wieder als Jagdschloss. August der Starke ließ das Schloss später weiter ausbauen. Von 1696-1716 war Schloss Wermsdorf Sitz des Statthalters von Sachsen, Fürst Egon von Fürstenberg. Nach der Errichtung der Hubertusburg verlor das Alte Jagdschloss aber immer mehr an Bedeutung und diente nur noch als Gästehaus und Unterkunft für die Bediensteten.
Im Jahre 1873, nachdem das Schloss fast 200 Jahre als Sitz verschiedener Verwaltungen gedient hatte, Übernahm es der sächsische König Albert und baute es wieder als Jagdquartier aus. Die Räume dekorierte man mit Gemälden und Jagdtrophäen und zog im Speisesaal eine prunkvoll geschnitzte Holzdecke ein. 1918 wurde die gesamte Einrichtung nach Moritzburg gebracht oder versteigert. Aus den Räumen entstanden überwiegend Wohnungen. Heute beherbergt das Gebäude die Gemeindeverwaltung und einen Reitstall.
Der dreiflügelige Renaissancebau fällt auf durch seine zweigeschossigen Zwerchhäuser mit Volutengiebeln, einen Erker mit kunstvollen Sandsteinarbeiten und den Treppenturm mit Welscher Haube und Laterne.
Der Schlosshof mit seiner großen Linde bietet jährlich an einem Septemberwochenende den Schauplatz für ein zünftiges "Renaissance-Fest".

Jagdschloss Hubertusburg


Gäbe es eine Rangliste der größten sächsischen Schlossanlagen - die Anlage des Jagdschlosses Hubertusburg stünde an vorderster Stelle. Das Jagdschloss zwischen Leipzig und Oschatz beherrscht das Ortsbild von Wermsdorf. Die wildreichen Wälder regten 1608 Kurfürst Christian II. an, auf dem Gelände eines alten Rittergutes das erste Jagdschloss bauen zu lassen.
Da sich das höfische Leben in Dresden immer mehr entwickelte, waren die Räumlichkeiten im Schloss bald nicht mehr ausreichend. "Zur besserer Bequemlichkeit Unseres Königlichen Prinzen" ließ August der Starke 1721-24 eine neue, größere Anlage durch den Architekten Johann Christoph Naumann konzipieren und schenkte diese seinem Sohn, dem Kronprinzen.
In die europäische Geschichte ging das Jagdschloss Hubertusburg insbesondere durch die sechswöchigen Friedensverhandlungen zwischen Sachsen, Preußen und Österreich ein, in deren Ergebnis 1763 der Siebenjährige Krieg endete. Wenngleich die einzigartige Hubertusburg nahezu ihrer gesamten Inneneinrichtung beraubt wurde und ihre einstige Funktion verlor, stellt sie doch immer noch eine eindrucksvolle Schlossanlage dar, die in der Öffentlichkeit leider nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit erlangt hat.
Zu Zeiten Augusts des Starken und seines Sohnes war das anders. Man praktizierte gern die Parforcejagd und so wurden zahlreiche Alleen in die waldreiche Gegend geschlagen. Der königliche Prinz Friedrich August II. beauftragte später, als er Kurfürst von Sachsen und König von Polen geworden war, den bekannten Oberlandesbaumeister Johann Christoph Knöffel dieses ehemals dreiflügelige Jagdschloss zu einer vierflügeligen Residenz im Stile des Spätbarocks und des Rokokos auszubauen. Kurfürst Friedrich August II. wollte während seiner Jagdaufenthalte den gesamten Hof bei sich haben. Dabei diente das Schloss nicht nur als Jagdsitz, sondern glich einer zweiten Residenz, in der Feste gefeiert und Opernaufführungen gelauscht wurde.
Doch die Freude währte nicht lange. Während des Siebenjährigen Krieges plünderten preußische Soldaten auf Befehl des Preußenkönigs Friedrich II. die Inneneinrichtung mit Ausnahme der Schlosskapelle als Vergeltungsmaßnahme für die teilweise Verwüstung der Charlottenburg in Berlin - das Lieblingsschloss des Preußenkönigs - durch sächsische Truppenteile. "Das Kupferdach wurde abgerissen, der Thurm seiner großen Glocken und feiner kunstreichen Uhr beraubt. Aus dem gewonnenen Metalle, der Thurm hatte allein 90 3/4 Ctr. Kupfer dazu geliefert, wurde in den Trotzergewölben der Pleißenburg in Leipzig schlechtes Geld, die sogenannten Ephraimiten, geprägt. Alles, was nur einigermaßen werthvoll war, wurde fortgeschleppt. Die starkvergoldeten Schlösser und Bänder, Riegel und Beschläge der Thüren und Fenster wurden abgerissen, die schweren Vergoldungen an Thüren und Wänden abgekratzt und dann chemisch zersetzt.", schrieb Ernst Keil 1858.
Den Vergeltungsbefehl Friedrichs II. führten die preußischen Soldaten mit großer Gründlichkeit aus, so dass die Hubertusburg fast zur Ruine geworden wäre. Reicher figürlicher und ornamentaler Schmuck zeichnet nur noch die Kapelle aus, darunter das 400 m² große Deckengemälde "Bekehrung des Hubertus" von Johann Baptist Grone und der Hauptaltar von Lorenzo Mattielli.
Das Ende des Siebenjährigen Krieges bedeutete auch das Ende des sogenannten "Augusteischen Zeitalters", denn schon wenige Monate nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages starb Kurfürst Friedrich August II. Für das Schloss begann damit eine wechselvolle Geschichte. Zunächst zog hier eine Steingutfabrik ein; später wohnten Pensionäre in dem Bau. Das Schloss diente auch als Militärmagazin, Lazarett und Strafanstalt. Zum Ende des 19. Jahrhunderts gründete man die "Heil- und Pflegeanstalt" und nach 1945 ein allgemeines Krankenhaus, welches sich nach 1990 auf psychiatrische und neurologische Heilverfahren spezialisiert hat.
Das nach dem Schutzpatron der Jagd Sankt Hubertus benannte Schloss Hubertusburg stellt eine der reifsten Leistungen der sächsischen barocken Baukunst dar. Dabei ist es das größte und ehemals prächtigste Jagdschloss Europas.
Betritt man die Anlage vom Parkplatz her, wird der Blick durch die kurze Kastanienallee unmittelbar auf den Mittelteil des Schlosses mit dem hohen Dachreiter gelenkt. Links und rechts öffnen zwei Rundflügel den Platz vor dem Schloss. Der Besucher wird überwältigt durch die Größe und Weitläufigkeit des Areals. Rechter Hand führt ein Durchgang zum "Schmiedehof", der seinen Namen in der Blütezeit des Schlosses bekam. Im 18. Jahrhundert brannten hier beidseitig die Schmiedefeuer. Beim weiteren Gang durch eine rundbogige Einfahrt gelangt der Besucher zum 400 m entfernten Alten Jagdschloss in Wermsdorf.
Das prächtige Jagdschloss Hubertusburg hat eine ca. 100 m lange dreistöckige Hauptfront und wurde als symmetrische Dreiflügelanlage erbaut. Es besaß einmal eine wunderbare Gartenanlage, die aber nicht mehr im Original erhalten geblieben ist. Mit dem Niedergang des Barockgartens strebte man eine erhöhte Aufenthaltsqualität im Schlosshof an. So wurden um 1900 Schmuckbeete angelegt und die Skulpturengruppe "Die vier Jahreszeiten" aufgestellt. Im Laufe der Jahre wurde das Schloss mehrmals umgebaut oder erweitert, bis schließlich der heutige Prachtbau entstand.
Der Vierflügelbau mit halbrundem Mittelteil hat im Erdgeschoss eine ovale Eingangshalle und im Obergeschoss den Hubertussaal. Linker Hand nimmt die katholische Schlosskappelle den gesamten linken Hauptflügel mit einer Höhe von drei Stockwerken ein. Von der Innenausstattung des Schlosses ist - bis auf die Schlosskapelle - nichts mehr erhalten. Die Plünderer haben 1761 während des Siebenjährigen Krieges ganze Arbeit geleistet. Dennoch lohnt ein Besuch des Schlosses. Wenn der Besucher die Kapelle mit ihren reichen Stuckaturen und glanzvollen Ornamenten betritt, ahnt er, welche Pracht einst das gesamte Schloss ausgezeichnet hat. Neben der sehenswerten Schlosskapelle informiert auch ein Museum über die Baugeschichte und die Jagd.
 
Bildergalerie
Jagdschloss Wermsdorf
Jagdschloss Hubertusburg
Schlosskapelle
Plastik vor dem Schloss
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