Historisches Sachsen
Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen
Schmochtitz   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Bautzen

Beschreibung
Die Geschichte des Gutes Schmochtitz reicht bis in das ausgehende Mittelalter zurück. An der Grenze zwischen dem bischöflichen Meißner Land und dem Einflussgebiet des böhmischen Königs, der Bautzen und das Milzener Land jenseits des Salzforstes als Reichslehn erhielt, war das Rittergut im 12. Jahrhundert mit Verwaltungsfunktionen betraut und entwickelte so seine regionale Bedeutung.
Ein Münzfund im Jahre 1986 bestätigte, dass die Hohe Straße, als eine via regia, im Schutze der Burg Loga durch Schmochtitz führte und lässt dort eine Zollstation vermuten.
Seit dem 14. Jahrhundert sind die zahlreichen Besitzer des Rittergutes bekannt. Meist handelte es sich um Adlige aus der hiesigen Gegend. Zu den bekanntesten gehörte die Familie von Schreibersdorf, von der es an die Herren von Pannewitz überging. Im 17. Jahrhundert gelangte das Rittergut an Wiegandt Adolf von Pentzig.
Für die barocke Anlage, wie sie heute noch am Ensemble von Schloss, Orangerie und Park ablesbar ist, hat jedoch die Familie von Schönberg eine besondere Bedeutung. Nach dem Siebenjährigen Krieg erwarb 1763 der sächsische Kammerherr beim Kurfürsten Friedrich August II., dem Sohn Augusts des Starken, Reichsgraf und Hausmarschall Peter August von Schönberg das Rittergut Schmochtitz. Er verwaltete die kurfürstlichen Schlösser und Gärten in Sachsen. Sein Leben am Dresdner und Warschauer Hof, sein Aufenthalt am Hofe der Herzöge von Kurland und verschiedene Reisen ließen ihn zahlreiche Schloss- und Gartenanlagen kennen lernen und Anregungen finden, die er in Schmochtitz verwirklichte.
Bekannte Architekten, wie Pöppelmann jun., unterstützen ihn bei der Gestaltung einer großartigen spätbarocken Anlage, in dessen Mittelpunkt das schlichte Herrenhaus steht. Diesem untergeordnet sind Landschaft und Gartengestaltung, die ihre Ausrichtung durch Alleen und Sichtbeziehungen haben.
Vom Schloss, das die Höhe bestimmt, ist nach Süden eine Lindenallee angelegt, an deren Ende eine Sandsteinpalme an den Besuch des Kurfürsten Friedrich August und seiner Gemahlin erinnert. Am Stamm zeigt eine Knabenfigur ein Medaillon mit dem reitenden Kurfürsten und der Jahreszahl 1769. Den Weg zum Denkmal quert ein Wassergraben mit zwei Bogenbrücken. Im nördlichen Teil des Parks stand einst der Sonnentempel.
Nach dem Tod von Peter August von Schönberg 1791 übernahm seine älteste Tochter, Auguste Charlotte verw. Gräfin Lynar, spätere Kielmannsegge, den Besitz. Mit 19 Jahren heiratet sie den Grafen Rochus von Lynar, Standesherr in Lübbenau. Doch der Graf starb bereits im Jahre 1800. Zwei Jahre später heiratete die Witwe den Grafen Ferdinand von Kielmannsegge, Rittmeister im hannoverschen Regiment der Garde du Corps. Während der Graf ein treudeutscher Soldat war, der in allem danach trachtete, sein Vaterland von den Franzosen zu befreien, begrüßte die Gräfin die Französische Revolution als verändernde und verbindende Kraft. Um das Leben ihres Gatten, den die Franzosen als Verräter inhaftierten, bittend, kam die Gräfin Kielmannsegge nach Paris und wurde die Vertraute Napoleons.
Im Zusammenhang mit der Schlacht bei Bautzen im Mai 1813 verwüsteten die Soldaten das Gut schwer, weil französische Truppen gegnerische Waffen und Uniformen fanden, die ihr Mann ohne ihr Wissen hier eingelagert hatte. 1818 wurde die Ehe geschieden, 1821 verkaufte sie Schmochtitz. Auguste Charlotte starb 1863 in Dresden und ist auf dem Alten Katholischen Friedhof an der Friedrichstraße unweit vom Grab Carl Maria von Webers begraben.
Die Grafen von Riesch auf Neschwitz, die Schmochtitz von 1821-56 besaßen, schufen aus der barocken Parkanlage den englischen Landschaftsgarten. 1892 erwarb der Zwickauer Industrielle Wilhelm Otto Thost das Rittergut Schmochtitz. Er ließ umfangreiche Umbauten zum Nachteil der ursprünglichen barocken Anlage vornehmen. Dennoch hat er Schloss und Park Schmochtitz nach den Schönbergs am nachhaltigsten geprägt.
Mit der Etablierung des Bistums Meißen im Jahre 1921 erwarb Bischof Dr. Christian Schreiber das Gut Schmochtitz zur Einrichtung eines Priesterseminars. Das um 1770 erbaute rechteckige Herrenhaus brannte jedoch 1945 ab und wurde 1986 bis 1992 neu gestaltet. Dabei berücksichtigte man auch die alte barocke Baugestalt. So entstand das heutige Gebäude mit einer breiten zweiarmigen Freitreppe und einem vorgelegten Brunnen. An den Mittelbau schließen sich zurückgesetzte Seitentrakte an. Über der Durchfahrt am östlichen Seitenflügel zeigt sich das Wappen der Familie von Schönberg und ein Allianzwappen, das die Geschichte und den gesellschaftlichen Stand der Wappenträgerin, Reichsgräfin Auguste Charlotte von Kielmannsegge, verwitwete Lynar, geborene von Schönberg, genauer beschreibt. Beide Wappen werden durch eine Grafenkrone zusammengehalten.
Beim Wiederaufbau des Schlosses machten die Bauarbeiter einen viel beachteten Fund: In einem Keramiktopf kamen fast 1.000 Brakteaten, alle zwischen 1150 und 1225 geprägt, zum Vorschein und bestätigten damit das Bestehen eines hochmittelalterlichen Herrensitzes in Schmochtitz.
Unmittelbar neben dem Tor, an der Straßenfront der Kapelle, befindet sich das Wappen des Bistums Dresden-Meißen mit dem persönlichen Signum des ersten Bischofs nach der Wiedererrichtung des Bistums Meißen, Dr. Christian Schreiber - eine schreibende Hand mit einem Federkiel. Das Wappen ist ein Kreuz, das umrahmt ist von einem Bischofshut mit 2 x 10 Quasten. Das Kreuz trägt ein dreigeteiltes Medaillon und ein Schriftband. Die Kreissegmente zeigen die Wappenzeichen der drei im Jahre 968 gegründeten Bistümer, die mit der Wiedererrichtung das Territorium des Bistums Meißen ausmachen.
1992 fand die feierliche Einweihung des Bischof-Benno-Hauses statt. Seit dem steht es als katholische Bildungsstätte des Bistums Dresden-Meißen mit vielfältigen Seminaren und Kursen der Erwachsenenbildung zur Verfügung.
 
Bildergalerie
Schloss Schmochtitz
Schloss Schmochtitz von der Gartenseite
www.historisches-sachsen.net