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Beschreibung
Das ehemalige Rittergut Zeschnig östlich der sächsischen Landeshauptstadt Dresden im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist hervorragend saniert und lässt im "Rundling" noch erahnen, wie ein Rittergut früher einmal ausgesehen hat. Dabei ging das Rittergut durch zahlreiche Hände, war verschuldet, wurde verpfändet und versteigert oder verkauft.
Ursprünglich zur böhmischen Herrschaft Hohnstein gehörend verkaufte Heinrich Berka von der Duba das Dorf 1435 zusammen mit Stürza und Hohburkersdorf an den Bischof Johannes von Meißen. Bald darauf kam der Ort unter die Lehnshoheit des Kurfürsten von Sachsen, denn 1454 genehmigte der Kurfürst, "das Caspar von Metitz (Metzsch) uff sinen gutern zcu Czeschnigk an das wasser gnant die Bolitz eyn nuwe snydemole - buwen und setzen mag". 1542 verkaufte Caspar von Metitz Zeschnig an Balthasar von Partzefal. Hans von Parzifal zu Prossen veräußert das Dorf Ende des 16. Jahrhunderts an den Oberforstmeister des Amtes Radeberg Hans Nebur von Metzenhofen. Sein Sohn, Friedrich Nebur von Metzenhofen, wurde 1622 mit Hof und Vorwerk zu Hainersdorf und mit Zeschnig belehnt. Schon nach Hans Neburs Tod 1608 hatten dessen anderen Kinder Zeschnig an die Erben des Hohnsteiner Amtsschössers Thomas Müller verpfändet. Da aber weder Zinsen noch Kapital abgetragen wurden, ersuchten sie 1618 um ein sogenanntes "Hülfspräzept", worauf Christian Kiesewetter, Mitvormund der Neburschen Kinder, die Müllerschen Erben befriedigte und Zeschnig später von Friedrich Nebur kaufte. So erschien Christian Kiesewetter zu Dittersbach 1639 als Erb- und Lehnsherr von Zeschnig. Zeschnig blieb von da an eine Pertinenz von Dittersbach.
1830 wurde Johann Gottlob von Quandt mit dem Gut Dittersbach und die Dörfer Eschdorf, Röhrsdorf (heute Dürrröhrsdorf), Rossendorf und Zeschnig beliehen. Der 1820 in den Adelsstand erhobene Kunsthistoriker und Kunstmäzen Johann Gottlob von Quandt entstammt einer im Raum Leipzig ansässigen Kaufmannsfamilie und verlebte seine Kindheit auf dem Gut Wachau in der Nähe von Leipzig. Quandt genoss dort eine hervorragende Bildung und erhielt Unterricht in der Ölmalerei, in Architektur und Gartenkunst. Dabei kam er auch mit zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit in Kontakt, u.a. mit Johann Wolfgang von Goethe und den Malern Julius Schnorr von Carolsfeld und Carl Christian Vogel von Vogelstein. Quandt ließ sich 1819 in Dresden nieder und übernahm 1826 den Vorsitz der Sektion Malerei und Bildhauerkunst im "Verein zur Erforschung und Erhaltung vaterländischer Altertümer". Von 1828 bis 1833 war Quandt Vorsitzender des Sächsischen Kunstvereins und zudem Ehrenmitglied der Königlichen Akademien zu Berlin und München. Auch privat war Quandt der Kunst verpflichtet. Er sammelte Gemälde und Kupferstiche, förderte junge Künstler und hielt Vorträge. Auf Grund seines nicht geringen Vermögens, das er von seinem Vater geerbt hatte, konnte er sich ein von der Kunst bestimmtes Leben leisten. Dabei machte er Dittersbach zu einem Ort der Künste. Zahlreiche Maler und Musiker, Dichter und Philosophen, wie Gottfried Semper, Richard Wagner, Ernst Ferdinand Oehme oder Ernst Rietschel, waren in Dittersbach zu Gast.
Im Jahr 1902 erwarb Otto Richard Gäbler aus Wehlen den Hof, der seitdem in Familienbesitz geblieben ist. Zwar wurde das Rittergut 1945 nicht enteignet, da es weniger als 100 ha Land aufwies, doch musste die Familie Gäbler ihren Hof in den 1950er Jahren zwangsweise an den Rat des Kreises abtreten, was einer Enteignung gleichkam. Fortan wurde das Ackerland durch das Volksgut Dittersbach bewirtschaftet. Weil der Besitzerwechsel nach 1990 jedoch als unrechtmäßig eingestuft wurde, erhielt die Familie Gäbler ihr Eigentum zurück.
Heute ist der ehemalige Rittergutshof an drei Seiten von Gebäuden umgeben, mit dem schlichten, zweigeschossigen Herrenhaus im Zentrum. Bei Umbauten in der DDR sind jedoch starke Veränderungen vorgenommen worden, bei denen u.a. die Gewölbe im Erdgeschoss vernichtet wurden. Nur das vornehm wirkende Krüppelwalmdach und eine Sandsteintür von 1795 im Keller weisen noch auf die herrschaftlichen Verhältnisse der vergangenen Jahrhunderte hin.
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Bildergalerie |
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Rittergut Zeschnig |
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