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Beschreibung
Es sieht sehr traurig aus um Schloss Helmsdorf bei Stolpen. Der Unterhalt für ein ca. 1.600 m² großes Haus auf dem ca. 44.000 m² großen Grundstück ist schon gewaltig und bedarf einer ausgeklügelten Finanzplanung. Für kurze Zeit sah es auch freundlich aus, als 1999 ein privater Käufer den alten Herrensitz erwarb und mit viel Selbstvertrauen, Wagemut und Begeisterung zu einer Künstler- und Kulturvereinigung ausbauen wollte. Zudem bot er auch Übernachtungsmöglichkeiten an, die Urlaubsgäste in die Region Sächsische Schweiz locken sollten. Doch die geplanten Konzerte, Lesungen und Veranstaltungen fanden nur selten statt. Übernachtungsgäste berichteten reihenweise von gruseligen und überteuerten Unterkünften und rieten von einem Aufenthalt ab. So konnte kein Geld zusammenkommen, um die geplante behutsame Sanierung in kleinen Schritten zu realisieren. Nennenswerte Investitionen blieben aus, das Schloss verfiel immer stärker. Derzeit befinden sich Schloss und Nebengebäude in einem stark sanierungsbedürftigen bis ruinösen Zustand und werden seit einigen Jahren erneut zum Kauf angeboten. Der Plan scheint wohl gescheitert zu sein.
Dabei gehen die Ursprünge von Helmsdorf bis in das 13. Jahrhundert zurück. Erwähnt wurde der Ort 1247, als der böhmische König Wenzel I. das Land um Helmsdorf dem Stift Meißen schenkte. Das Schloss selbst ist mit einem Vorwerk verknüpft, dessen adlige Besitzer regelmäßig wechselten. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wird die Familie von Grisslau als Besitzer genannt, von der der Pirnaer Bürgermeister Günter von Grisslau 1446 Vorwerk und Hof als bischöfliches Lehen besaß. Ihm folgten u.a. Nickel von Köckeritz, Heinrich von Starschedel und Christoph von Carlowitz. Bis 1617 war Helmsdorf im Besitz von Abraham von Kiesewetter. Am längsten verweilte in den nachfolgenden Jahren jedoch die Familie Albhart in Helmsdorf. Die Nachfahren des Kammer- und Bergrats Melchior Albhart, der 1648 das Gut übernommen hatte, bleiben fast 200 Jahre im Ort. Nach dem Tod des Johann Ludwig von Schröter wechselten mehrfach die Besitzer, bis der Bankier Charles Friedrich Schmieder 1906 das Gut kaufte. Zu dieser Zeit fand Schmieder ein kleines, noch vom Ende des 16. Jahrhunderts stammendes Renaissanceschloss vor, das er umgehend abtragen und durch einen großzügigen Neubau ersetzen ließ.
Die Planungen übernahmen die damals sehr bekannten Architekten William Lossow & Max Hans Kühne aus Dresden. Der Direktor der Dresdner Kunstgewerbeschule William Lossow und sein Schwiegersohn Max Hans Kühne errichteten zwischen 1907 und 1909 einen großzügigen Landsitz, der den Geschmack der Zeit mit den herrschaftlichen Bauformen der Vergangenheit verband. Es entstand ein langgestreckter, zweigeschossiger Bau mit Satteldach, Volutengiebeln und einem Rundturm an der Südwestseite. Vom alten Schloss wurden das Renaissanceportal und ein Wappen von Johann Ludwig von Schröter, der bis 1843 Besitzer des Rittergutes war, übernommen. Die im Erdgeschoss liegenden herrschaftlichen Räume wurden mit erlesenen Möbeln ausgestattet. Beim Betreten des Hauses empfing den Besucher ein Vestibül und daran eine großräumige Diele. Gediegene Holzvertäfelungen und kostbare Marmoröfen im Salon, dem Speisezimmer und den Wohnräumen erzeugten eine wohnliche Atmosphäre. Über das Haupttreppenhaus im großen Schlossturm erreichte man das Obergeschoss mit seiner inzwischen für die Nutzung als Schulungs- und Erholungsheim veränderten Raumaufteilung.
Nach dem Tod des Bankiers verkaufte seine Witwe den Herrensitz an die Landesinnung des Bäckerhandwerks, die neben dem Schloss eine Meisterschule für das Bäcker- und Konditorenhandwerk errichtete und das Schloss als Wohn- und Erholungsheim nutzte. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Ausbildungsstätte erhalten, allerdings fehlten erforderliche Instandhaltungsmaßnahmen, so dass das Anwesen ab den 1980er Jahren immer mehr verfiel. Da die Räumlichkeiten bald zu klein wurden und ihren Zweck nicht mehr erfüllen konnten, entschied sich die Innung in den 1990er Jahren für einen Neubau in Dresden und zog aus. Das alte Schulungsgebäude steht heute leer; das Schloss wurde privatisiert.
Wie geht es mit dem riesigen Anwesen weiter? Der Käufer konnte jedenfalls die an ihn gerichteten Hoffnungen nicht erfüllen. Eine Sanierung wird Millionen kosten und die Zeit spricht gegen das Bauwerk. Es bleibt zu hoffen, dass schnell ein Nutzungskonzept entwickelt wird, bevor wieder ein historisches Gebäude stirbt.
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Bildergalerie |
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Schloss Helmsdorf |
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