Historisches Sachsen
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Voigtsberg   
 
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Information

Vogtlandkreis

Beschreibung
Schloss Voigtsberg in der vogtländischen Teppichstadt Oelsnitz - eine der wichtigsten Burgen im Dreieck zwischen Böhmen, Thüringen und Sachsen - liegt mehr als 400 m über dem Meeresspiegel. Der Ort wurde bereits 1357 als Stadt bezeichnet. Der Name Oelsnitz kommt aus der slawischen Sprache und bedeutet soviel wie Erlenort. Die Erle war der am häufigsten vorkommende Baum im Tal der Weißen Elster.
Das Vogtland ist nach den Vögten benannt, die im Mittelalter als Ministeriale der Staufenkaiser das Reichsland verwalteten. Die Besitzer der zwischen 1232 und 1249 erbauten Burg waren einst die Vögte von Straßberg, deren Stammsitz unweit von Plauen lag. Durch einen Namenswechsel nannten sie sich bald nach ihrer Burg. Aus einer Urkunde König Wenzels, in der 1249 der Name Eberhard von Voigtsberg genannt wird, schließen Historiker, dass die Burg zu diesem Zeitpunkt bereits erbaut war. Die Herren von Straßberg gerieten jedoch bald in Konflikt mit den Vögten von Plauen, die sich, der Unterstützung des Böhmenkönigs sicher, in den Besitz von Voigtsberg brachten.
Im Vogtländischen Krieg Mitte des 14. Jahrhunderts fiel die Burg dann an die Markgrafen von Meißen und damit an das wettinische Haus. Die Wettiner richteten ein Amt ein und verwalteten von hier die neu gewonnenen Gebiete um Adorf und Bad Brambach.
Das Schloss hat im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte hinter sich, mehrfach änderte sich sein Gesicht und es wurde verschiedenen Nutzungszwecken zugeführt. Zum Schloss gehören die Kernburg mit einem mächtigen 22 m hohen Bergfried, der Palas, die Vorburg sowie eine durch Türme verstärkte Schildmauer.
Die erste Burg des 13. Jahrhunderts bestand aus einem Zentralturm, den Wohngebäuden und einem Graben zur Sicherung. Bei einem weiteren Ausbau im 14. Jahrhundert bauten die Herren drei vorspringende Rundtürme in die Umfassungsmauer ein. Mit der Inbesitznahme durch die Wettiner galt es, den Vorposten an der Südwestgrenze entsprechend zu befestigen und gegen die Burggrafen von Nürnberg zu verteidigen. Fünf Bastionen und ein Zwinger an der Angriffsseite konnten dem Gegner wirksam Paroli bieten. Mit der Umwandlung der alten Anlage zum Schloss nach 1633 und dem Ausbau zum Gefängnis ging viel von dieser Bausubstanz verloren.
Dennoch sieht man der Anlage ihren wehrhaften Charakter heute noch an. Besonders der freistehende Bergfried mit einem Durchmesser von knapp 10 Metern und einer Mauerstärke von 3,3 Metern verdeutlich im besonderen Maße die Macht der Vögte, die von hieraus die Burg im Angriffsfalle gut verteidigen konnten.
Neben den zur Verteidigung wichtigen Anlagen verfügte Schloss Voigtsberg aber auch über herrschaftliche Räume. Bereits um 1330 wurde an die äußere Wehrmauer der Ostseite die St. Georgs-Kapelle durch Heinrich III. von Plauen angefügt. Bis zum Anbau des Ostflügels war der Zugang über eine Stiege möglich. Der sich heute zum Fürstensaal öffnende Kapellenraum ist mit einem feingliedrigen Rippengewölbe und Spitzbogenfenstern versehen.
Mit der Übernahme der Burg durch die Wettiner nach dem Vogtländischen Krieg verstärkten die Markgrafen von Meißen ihre Bemühungen, die Burg zu einem wehrhaften Schloss auszubauen. So wurde 1356 an den Palas der Kernburg der Ostflügel angefügt. 1505 folgte der Westflügel. Für weitere Umbauten sorgte Kurfürst August von Sachsen im 16. Jahrhundert.
Der Palas war ursprünglich freistehend. Sein Zugang gelang über eine Stiege bzw. über die Wehrmauer. Im Erdgeschoss befand sich einst die Wohnung des Schössers. Sehenswert sind die profilierten Deckenbretter mit ihrer ornamentalen Bemalung von 1637. Im Obergeschoss liegt heute ein als Rittersaal bezeichneter Raum. Beim Wiederaufbau nach einem Brand im Jahre 1641 unterteilte man ihn in einen Vorraum, die Amtsstube und den Wohnraum des Amtmanns. 1992 wurde die ursprüngliche Raumgröße wieder hergestellt. Bemerkenswert sind die noch erhaltenen Reste der Ausmalung aus dem 17. Jahrhundert.
An den Palas schließt sich der Ostflügel an. In seinem Obergeschoss befindet sich der Fürstensaal, der ursprünglich aus zwei Räumen bestand: der Hofstube im hinteren Drittel und der als "Großer Saal" bezeichnete vordere Teil. Durch die Zusammenlegung der beiden Räume 1774 entstand der Fürstensaal. Von hieraus gelangte man auch in die St. Georg Kapelle. Durch die Entfernung der Decke zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss im Jahre 1898 - um einer Gefängniskirche einzurichten - war die St. Georgs-Kapelle nur noch über eine Galerie erreichbar. 2001 wurde aber wieder eine Decke eingezogen und Fürstensaal so zurückgewonnen.
Mit der Aufhebung des Amtes Voigtsberg und die Verlegung der Behörden nach Oelsnitz im Jahre 1856 änderte sich die Nutzung der Schlossräume radikal. Auf der Burg richtete man zunächst ein Männergefängnis und ab 1874 ein Frauengefängnis ein. Damit einher ging auch die Gestaltung der Vorburg. Sämtlich Bauten stammen aus dem 19. Jahrhundert und waren mit der Nutzung als Gefängnis verbunden.
Nach der Auflösung der Haftanstalt 1924 zogen in Schloss Voigtsberg die Hitlerjugend und Segelflieger ein. 1937 gründete sich ein erstes Heimatmuseum. Schließlich konnte die Stadt, die das Schloss bereits 1967 übernahm, in den Jahren 2001 bis 2008 eine umfassende denkmalgerechte Sanierung vollziehen. Seither wird die Kernburg ausschließlich museal und gesellschaftlich genutzt. Die historischen Räume bieten Platz für wechselnde Ausstellungen. Im Fürstensaal finden unterschiedliche Veranstaltungen statt. 2011 eröffnete das Mineraliengewölbe im Keller der Kernburg. Auch die Vorburg erfuhr eine umfassende Umgestaltung. An der Westseite des oberen Schlosshofes eröffnete 2010 das neu gestaltete Teppichmuseum und erinnert an die langjährige, bis an das Ende des 19. Jahrhunderts zurückreichende Tradition der Teppichherstellung in Oelsnitz. An der Ostseite erhielt 2005 das Historische Archiv des Vogtlandes ein neues Zuhause. Eine Gaststätte und ein historischer Kostümverleih im Nordflügel ergänzen das Angebot.
 
Bildergalerie
Schloss Voigtsberg
Ostflügel
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