Historisches Sachsen
Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen
Podelwitz   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Leipzig

Beschreibung
Von Colditz kommend in nordöstliche Richtung trifft man nach etwa 10 km auf den kleinen Ort Podelwitz im reizvollen Tal der Freiberger Mulde. Das Schloss Podelwitz aus dem 15. / 16. Jahrhundert ist eines der wenigen in Deutschland erhaltenen Wasserschlösser im Renaissancestil. Auch wenn das heutige Schloss nicht mehr von Wasser umgeben ist, vermitteln doch die Gräben und Brücken einen Eindruck von der einstigen Wasserburg.
Bereits 1286 wurde an dieser Stelle ein Heinrich von Schellenberg erwähnt, dessen Wohnsitz offensichtlich dem Schutz einer Muldedurchfahrt diente. Leider gibt es über die Erbauung des Schlosses Podelwitz keinen urkundlichen Nachweis. Eine erste urkundliche Erwähnung findet das Schloss erst 1487.
Noch im 16. Jahrhundert gehörte das Rittergut zum Besitz der Familie von Schellenberg, die im Grimmaer Land ansässig war. Das Renaissanceschlosses geht auf Hans Rudolph von Schellenberg zurück, der um 1570 das Gebäude errichten ließ. Auf einem rechteckigen Grundriss erhebt sich ein fein gegliedertes Bauwerk, an das auf der Ostseite zwei schräg stehende Eckbauten angefügt sind. In seinen Grundformen erinnert Schloss Podelwitz somit stark an das Schloss Rottwerndorf bei Pirna. Renaissancegiebel und Zwerchhäuser gliedern des Dach. Lisenen und Gesimse unterteilen die Giebelflächen. Von den strahlend weißen Wänden heben sich die grauen Eckquaderungen ab. Ein Turm an der Westseite nimmt die Wendeltreppe auf. Der markante Dachreiter kam in seiner heutigen Gestalt erst 1827 hinzu.
Bereits Ende des 16. Jahrhunderts musste die Familie von Schellenberg das Schloss verkaufen. Von den im Laufe der Jahrhunderte ständig wechselnden Besitzern des Schlosses Podelwitz sei besonders Ullrich Maximilian von Rechenberg erwähnt, der 1691 das Gut erwarb. Neben zahlreichen baulichen Veränderungen - u.a. verlegte er den Haupteingang von der West- auf die Ostseite und schuf ein neues Portal mit seinem Wappen - ließ er in den Räumen südlich der Eingangshalle durch italienische Stuckmeister in drei großen Medaillons die Sage der Io darstellen, über die in Homers Ilias berichtet wird. Die übrigen Deckenflächen waren mit Arabesken, dem Rechenbergischen Wappen und verschlungenen Monogrammen "MR" ausgefüllt. Leider sind diese einmaligen Stuckarbeiten Mitte des 20. Jahrhunderts für immer vernichtet worden.
Doch die Familie von Rechenberg war nur zwei Jahre im Besitz des neu gestalteten Schlosses. Schon 1693 veräußerte Ulrich Maximilian von Rechenberg es an Moritz von Ankelmann. Weitere Besitzer sollten in kurzer Zeit folgen, bis Schloss Podelwitz 1850 schließlich in den Besitz der Familie von Reiswitz überging. Weil die Familie nicht im alten Renaissanceschloss wohnen wollte, ließ Alfred Freiherr von Reiswitz und Kadersin daneben eine neue Villa errichten, die heute als Muldenschlösschen bekannt ist. Wenzel Freiherr von Reiswitz, der das Schloss 1923 erbte, wurde 1945 im Zuge der Bodenreform enteignet. Während man das Rittergut in Neubauernstellen aufteilte, nutzten Umsiedler das Schloss als Wohnstätte. Später diente es auch als Kindergarten.
Im Jahre 1991 begann die Gemeinde Tanndorf mit Unterstützung und Förderung durch das Landratsamt Grimma und die Denkmalschutzbehörde mit der Sanierung und Rekonstruktion des inzwischen recht baufällig gewordenen historischen Bauwerkes. Bis 1995 konnte die Sanierung des Daches, des Dachreiters sowie der Außenfassaden im Wesentlichen abgeschlossen werden.
Heute beherbergt das Schloss Podelwitz Gesellschaftsräume, eine touristische Herberge und die Heimatstube Knochenmuß, in der historische Spielzeuge, Puppen, Haushaltsgeräte sowie Dokumente zur DDR- und Postgeschichte gezeigt werden. Des weiteren sind Colditzer Steingut, Schlösser und Beschläge zu sehen. Gezeigt werden auch Dokumente vom Gefangenenlager Colditz. Auch für kulturelle Veranstaltungen und für einen kleinen Kaffeeplausch stehen Räume zur Verfügung.
Auf dem Hof des Schlosses befindet sich ein bemerkenswertes Taubenhaus. Der nahegelegene Thümlitzwald lädt zu ausgedehnten Wanderungen ein.
 
Bildergalerie
Schloss Podelwitz
Taubenhaus vor dem Schloss
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