Historisches Sachsen
Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen
Lauenstein   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Beschreibung
Umgeben von den Orten Geising, Altenberg und Bärenstein liegt im Müglitztal das Städtchen Lauenstein mit seiner Burg, die im Zuge der Rodung des Osterzgebirges entstand und 1289 mit ihrer ersten Nennung als "castrum Lewensteyn" in die Geschichte eintrat.
Die genaue Entstehungszeit der Burg ist nicht belegt. Spekulationen reichen vom 10. Jahrhundert bis kurz vor ihrer ersten Erwähnung Ende des 13. Jahrhunderts. Wahrscheinlich wurde die Burganlage aber Ende des 12. oder in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet. Für ihre Gründung kommen sowohl die Meißner Markgrafen als auch Böhmen in Betracht. Bei ihrer ersten Erwähnung 1289 stand die Burg jedoch bereits unter markgräflich-meißnischem Einfluss.
Da die Burg Lauenstein nur von der schmalen Bergseite aus zugänglich war, konnte sie besonders wirksam befestigt und geschützt werden. Auf einem dreieckigen Grundriss bestand sie ursprünglich aus einem festen Haus und einem Torturm, an dem noch die Öffnungen für die Zugvorrichtungen der einstigen Zugbrücke zu sehen sind. In dem heute als Kapelle bezeichneten Bauteil ist noch der einstige Bergfried zu erkennen. Vom kleinen Burghof lassen sich mächtige Kellergewölbe betreten. Umfangreiche bauliche Veränderungen im 15. Jahrhundert wandelten allmählich den Charakter der mittelalterlichen Burg. Heute sind nach einem Stadtbrand von 1594 von der Burg nur noch Ruinen erhalten.
Unterhalb der Burg entstand im Jahre 1340 das ellipsenförmig angelegte Städtchen. Zu dieser Zeit wanderten auch Bergleute ein, die in Lauenstein Silber-, Kupfer- und Zinnerz fanden. Und weil sich der Abbau lohnte, entstand in unmittelbarer Nähe der Burganlage ein repräsentatives Schloss.
Das Renaissanceschloss aus dem 16. und 17. Jahrhundert besitzt reich verzierte Portale, eine Schlosskapelle mit spätgotischen Maßwerkfenstern und wertvollen Portraitplastiken. Prächtig ausgestaltete Innenräume (Wappensaal, Vogelsaal) mit sehenswerten Decken- und Wandmalereien sowie Stuckdecken machen das Schloss heute noch sehenswert.
Eine feste, mit einem Geschlecht verbundene Herrschaft hatte sich im Mittelalter nicht herausgebildet. So wechselten mehrfach die Besitzer, bis im 16. Jahrhundert die Familie von Bünau für etwas mehr als 300 Jahre - bis 1821 - in Lauenstein einzog.
Die Bünaus waren ein weit verbreitetes Adelsgeschlecht, das in Sachsen und Böhmen mit zahlreichen Hauptstämmen und Nebenlinien vertreten war. Maßgeblich prägten sie die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung im Osterzgebirge. Um 1600 war der gebildete und kunstsinnige Günther von Bünau Herr über Lauenstein. Ihm ist es zu verdanken, dass Kirche und Schloss nach dem verheerenden Stadtbrand von 1594 wieder aufgebaut und mit wertvollen Kunstwerken ausgestattet wurden. Im Jahre 1716 ließ Rudolf von Bünau den Schlossgarten anlegen.
Lange Jahre konnten die Bünaus ihre Besitztümer verteidigen. Erst der wirtschaftlichen Niedergang in Folge des Siebenjährigen Krieges und der napoleonischen Befreiungskriege zwangen sie zum Verkauf der Schlossanlage. Ihnen folgte 1821 bis zur Enteignung 1945 die Familie von Hohenthal.
Schloss Lauenstein wandelte sich zunächst in ein Umsiedler- und Flüchtlingsheim. Doch bald mussten auf Grund des fortschreitenden Verfalls einzelne Teile gesperrt werden. Auch das 1955 in einigen Räumen eingerichtete Museum schloss wieder. Erst 1975 fanden sich engagierte Leute, die in Feierabendarbeit mit der Sicherung und Instandsetzung des Schlosses begannen.
Seit 1980 und nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten hat nun der Besucher des Ortes wieder Gelegenheit, einiges über die Regional-, Volks- und Naturgeschichte des östlichen Erzgebirges zu erfahren. Darüber hinaus findet man eine umfangreiche Ausstellung über das Leben und Wirken von Georg Bähr, dem Baumeister der Dresdner Frauenkirche. Besonders sehenswert ist auch eine Ausstellung über die kursächsischen Postmeilensäulen, die in Sachsen ihres Gleichen sucht.
Man betritt den Schlossbezirk durch ein reich verziertes Renaissancetorhaus aus der Zeit um 1580. Linker Hand eröffnet sich dem Besucher ein großer, rechteckiger Wirtschaftshof. Auf der rechten Seite vor dem Schloss führt eine doppelläufige Treppenanlage in den kleinen barocken Garten, den Rudolf von Bünau 1716 anlegen ließ. Die ursprüngliche Burg nahm einen dreieckigen Felsen oberhalb des Müglitztals ein. Bis heute haben sich noch ein paar Mauerzüge erhalten.
Doch im späten Mittelalter trat die militärische Bedeutung der wehrhaften Burg in den Hintergrund. Der Wandel zum Schloss setzte ein und wurde mit dem Bau des Westflügels um 1480 im Bereich der einstigen Vorburg begonnen. In ihm befindet sich heute die Schlosskapelle. Die an der Wand angebrachten Konsolköpfe aus Sandstein entstanden um 1600. Vermutlich dienten sie im ehemaligen Trompetensaal der Burg als Gewölbeanfänger. Nach dem Abtragen der alten Burg kamen die Köpfe in die Schlosskapelle. Sie stellen wahrscheinlich Mitglieder der Familie Bünau dar.
Der prächtigste Raum des Schlosses ist jedoch der Türken- oder Wappensaal. Seinen klingenden Namen bekam der Saal von den Nachbildungen türkischer Krieger, mit denen Günther von Bünau den Saal nach dem damaligen Zeitgeschmack verzieren ließ. An einer Wand befindet sich ein großes Doppelwappen, dass das Bünausche Wappen mit den Löwenköpfen und das Wappen der Bredows mit der gebogenen Sturmleiter zeigt. Margarethe von Bredow war die erste Gemahlin Günther von Bünaus.
Über dem Türkensaal befindet sich der Vogelsaal, den Günther von Bünau um 1600 glanzvoll ausschmücken ließ. Sein Gewölbe ist mit fantasievollen Vögeln ausgemalt.

Postmeilensäulen


Die ersten Hinweise auf Wegweiser im sächsischen Raum erfolgten gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Bereits Kurfürst Johann Georg III. hatte gelegentlich Wegsäulen aufstellen lassen. Erst nach dem Machtantritt von August dem Starken 1694 erließ dieser jedoch wiederholt kurfürstliche Mandate über die Errichtung von Armsäulen. Hierzu wurden hölzerne Säulen mit Steckschlitze für die Armen gesetzt. Die Säulen hatten aber nur eine geringe Haltbarkeit auf Grund morschen Holzes im Fußbereich und mutwilliger Zerstörungen. Zeitweilig ließ der Kurfürst sogar kostenloses Eichenholz aus seinen Wäldern bereit stellen. Doch das Hauptproblem blieb. Um dem abzuhelfen bestimmte August der Starke 1721 in einem Dekret, dass an den "Land- und Poststraßen steinerne Säulen aufgerichtet" werden. Die Entwürfe für die Säulen sollen von August dem Starken stammen, vermutlich hat sie aber der Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann geschaffen.
Die Postmeilensäulen entstanden als Richtungs- und Entfernungsweiser. Mit der Vermessung wurde der Vogtländer Adam Friedrich Zürner (1679-1742) beauftragt, der bei Großenhain als Pfarrer tätig war. Zürner, der vom Kurfürst den klangvollen Titel "Königlich polnischer und Churfürstlich sächsischer Land- und Grenzkommissarius" verliehen bekam, legte sein Pfarramt nieder und widmete sich voll der Aufgabe. Er konstruierte den sogenannten "Geometrischen Wagen", mit dem er während der Fahrt die gefahrene und vermessene Wegstrecke ablesen konnte.
Das Echo im Lande auf die kurfürstliche Anweisung war jedoch recht unterschiedlich, denn die Errichtung der Säulen hatte auf Kosten "derer Unterthanen, auf deren Grund und Boden sie zu stehen kommen" zu erfolgen. Die Kosten einer Distanzsäule betrugen 45 - 75 Taler, einer Straßensäule 20 - 30 Taler (1 Tagelöhner verdiente 20 - 30 Groschen, 32 Groschen = 1 Taler).
Die reiche Bergstadt Freiberg konnte die Kosten aus dem Stadtfiskus begleichen, ohne dass die Bürger daran beteiligt werden mussten. Diese Summe aufzubringen, war für viele kleine Städte jedoch nicht einfach. Deshalb richteten sie häufig Bittgesuche an den König, in denen sie baten, von der Aufstellung der Säulen verschont zu werden oder wenigstens nur eine Säule, statt an jedem Stadttor eine, setzen zu müssen. So kam es oft zur Errichtung einer Marktsäule anstelle mehrerer Torsäulen.
Die an den Postmeilensäulen vermerkte "Stunde" ist eine Entfernungsangabe: Eine Post- oder Polizeimeile hatte in Kursachsen die heutige Länge von 9,062 Kilometer, und eine solche Meile wurde mit "2 Stunden" an den Säulen bezeichnet.
Aufgestellt wurden vier Arten:
  • Distanzsäulen - Höhe etwa 4,53 m,
  • Ganzmeilensäulen - Höhe etwa 3,75 m,
  • Halbmeilensäulen - Höhe etwa 3,00 m,
  • Viertelmeilensäulen - Höhe etwa 1,75 m.
Die Säulen verloren ihre Bedeutung, als in Sachsen 1840 die Meile von 7500 m eingeführt wurde, die 1873 der Kilometer ablöste.
 
Bildergalerie
Schloss Lauenstein
Zugang zum Wirtschaftshof
Türken- oder Wappensaal
Postmeilensäule in Schlettau
Postmeilensäule in Grimma
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