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Beschreibung
Nahe der großen Kreisstadt Crimmitschau befindet sich eines der interessantes Objekte der sächsischen Kirchengeschichte. Aus einem Zisterziensernonnenkloster hervorgegangen entwickelte sich der Komplex im Laufe der Jahre zu einem Rittergut, bei dem - anders als bei den meisten Klöstern, die infolge der Reformation abgetragen wurden - heute noch wesentliche Teile der Klosteranlage erhalten geblieben sind.
Die Geschichte des Nonnenklosters beginnt etwa um 1260 mit seiner Gründung durch die Burggrafen von Starkenberg in Grünberg. Gleichzeitig entwickelte sich im nahen Frankenhausen der Herrensitz eines Henrici von Vrankenhusen, der erstmals 1271 in die schriftlichen Überlieferungen eintrat. Frankenhausen gehörte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zum Kolonisationsbereich der Herrschaft Crimmitschau. So wurde das Siedelgebiet bereits frühzeitig durch den Bau einer Wasserburg in der Pleißeaue gesichert.
1276 wird von kriegerischen Auseinandersetzungen und der Zerstörung der Burg Frankenhausen durch Markgraf Dietrich von Landsberg und seinem Bruder Albrecht, Landgraf von Thüringen, wegen der fortwährend grausamen Überfälle auf ihr Gebiet und ihre Untertanen berichtet. Dietrich übertrug nach der Eroberung das Gelände den Nonnen von Grünberg als künftigen Ort ihres Klosters. Doch der Umzug der Nonnen von Grünberg nach Frankenhausen zog sich über Jahre hin. Erst 1292 soll er abgeschlossen sein. Die Nonnen gehörten überwiegend dem niederen Adel des Pleißenlandes und des Vogtlandes an. 1410 brannte das Kloster ab, wurde danach aber wieder aufgebaut. Einnahmen erwirtschaftete das Kloster durch seine Ländereien, die Lehnshoheit über mehrere Dörfer, Zinsen und Frone zur Bewirtschaftung des Klosters und seiner Güter.
Weil die Gegend um Crimmitschau zum ernestinischen Kurfürstentum Sachsen gehörte, hielt die Reformation bereits früh Einzug. Das Kloster wurde aufgelöst, die noch im Kloster befindlichen Nonnen abgefunden und der Grundbesitz in die kurfürstliche Hand überführt. 1543 verkaufte Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige das Klostergut an den kursächsischen Oberst Wilhelm von Thumbshirn. Thumbshirn stand zunächst unter Karl V. in kaiserlichen Militärdiensten und nahm als Hauptmann am Italienfeldzug teil. Nach der Gründung des schmalkaldischen Bundes 1531 wechselte er in die Dienste des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen. Aus seiner Ehe mit Margarethe von Könneritz ging Abraham von Thumbshirn hervor, Rat von Kurfürst August von Sachsen und Hofmeister der Kurfürstin Anna von Sachsen. Die Familie von Thumbshirn war eine bedeutende Diplomatenfamilie in Sachsen. Schließlich ging Frankenhausen in der Mitte des 17. Jahrhunderts an die verwandte Familie von Zehmen, der 1724 die Familie von der Planitz nachfolgte.
Zunächst diente das spätgotische Klostergebäude mit Backsteingiebel als Herrenhaus, doch 1741 errichtete die Familie von der Planitz gegenüber dem alten Klostergebäude ein neues, stattliches, zweigeschossiges Herrenhaus mit Mansardenwalmdach. Bestimmend war der hervorgehobene drei Fensterachsen breite, dreigeschossige Mittelrisalit. Ein Bogengiebel über dem Mittelrisalit krönte das neun Fensterachsen breite Gebäude.
1764 erwarb der Kauf- und Handelsherr David Friedrich Oehler das Rittergut. Oehler übernahm 1742 die von seinem Vater seit 1729 in Crimmitschau betriebene Waid- und Schönfärberei und führte sie zu wirtschaftlichem Erfolg. Geschäftsbeziehungen nach England und Holland machten ihn vermögend und legten den Grundstein zur Entwicklung des Textilindustriezentrums um Crimmitschau, Werdau und Zwickau. Auf dem Rittergut Frankenhausen, einem der schönsten und größten in Sachsen, gründete Oehler die erste Merinoschafzucht in Deutschland.
Über den Hammerwerksbesitzer Heinrich Ludwig Hennig gelangte das Rittergut Frankenhausen 1828 an den aus dem fränkischen Adel stammenden Heinrich Freiherr von und zu Mannsbach. Dessen Familie bewirtschaftete das Gut bis zur Bodenreform 1945. Dann wurde das Gut an Neubauern aufgeteilt und die Klostergebäude in eine Neubauernwirtschaft umgewandelt. Im Zuge der Umsetzung des Befehl Nr. 209 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland und Obersten Chefs der Besatzungstruppen in Deutschland, Marschall der Sowjetunion Wassili Danilowitsch Sokolowsky, riss man das barocke Herrenhaus 1948 ab. Gleichzeitig verschwand auch das Verbindungsgebäude zur Kirche, das noch mittelalterliche Bausubstanz enthielt. Der Schlosspark wurde abgeholzt und danach landwirtschaftlich genutzt. Die Neubauern schlossen sich 1960 zu einer Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft zusammen und nutzten die ehemaligen Kloster- und Rittergutsgebäude bis 1989. In dieser Zeit verfiel die Anlage immer mehr. Ein Abriss konnte jedoch durch eine Initiative, die sich 1985 aus Bürgern von Frankenhausen gründete, und mit behördlicher Hilfe verhindert werden. Um die weitere Verwahrlosung der Gebäude aufzuhalten, hat sich zwischenzeitlich der Verein Sächsischer Heimatschutz Frankenhausen der Kloster- und Rittergutsgebäude angenommen, die ehemalige Klosterschule 2009/10 saniert und zum Vereinszentrum ausgebaut. Es bleibt zu hoffen, dass auch die anderen Gebäude vor dem weiteren Verfall gerettet werden können.
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Bildergalerie |
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Ehemalige Klosterschule |
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Backsteingiebel |
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Ehemaliges Klostergebäude |
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