Historisches Sachsen
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Thürmsdorf   
 
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Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Schloss Thürmsdorf
Thürmsdorf ist ein Ortsteil von Struppen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Der spätestens im 14. Jahrhundert als Waldhufendorf entstandene Ort wurde erstmals in einem Lehnsbrief von 1420 erwähnt. Im Zusammenhang mit der Belehnung des Hans von Reichenbach und des Friedrich von Rottwerndorf mit Struppen wurden diese auch mit dem Vorwerk "Termestorff" beliehen. 1548 besaß der aus dem osterzgebirgischen Bärenstein stammenden Walter von Bernstein das Gut. Thürmsdorf war grundherrschaftlich bis 1576 mit dem Rittergut Kleinstruppen verbunden. In diesem Jahr teilten die Brüder Gottlob und Trauerland von Bernstein das väterliche Erbe, wobei Struppen an Gottlob und Thürmsdorf an Trauerland von Bernstein fielen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts bestand dann in Thürmsdorf selbst ein Rittergut, dessen Besitzer die Grundherrschaft und Erbgerichtsbarkeit ausübten. Als dessen Sitz bildete sich das Thürmsdorfer Schloss heraus.
1580 verkaufte Trauerland von Bernstein das Gut Thürmsdorf an seinen Schwager und Amtshauptmann von Pirna, Christof von Kitzscher, unter dem der gesamte Hof und das Herrenhaus drei Jahre später abbrannten. In den folgenden Jahren ging das Rittergut immer wieder durch verschiedene Hände. Schließlich erwarb im Januar 1899 der aus einem alten böhmischen adeligen Geschlecht stammende Franz Victor Ritter Bradsky von Laboun das Rittergut für seinen Sohn Rudolf, unter dem unverzüglich eine rege Bautätigkeit begann. Die Pläne für den Umbau des in seiner Bausubstanz bis in das 17. Jahrhundert zurückreichenden Herrenhauses lieferten die Dresdner Architekten Schilling & Gräbner. Neben zahlreichen Umbauten im Herrenhaus und den Wirtschaftsgebäuden ließ der Bauherr auch eine neue Wasserleitung legen, da die alte nicht mehr genügend Wasser lieferte.
Schon kurz nach dem Umbau musste Bradsky von Laboun das Rittergut 1907 an den Freiherrn Erich von Biedermann verkaufen. Das Adelsgeschlecht von Biedermann ging aus einer bürgerlichen Patrizierfamilie aus Chemnitz hervor und wurde 1802 von Kaiser Franz II. in den Reichsadel- und Freiherrenstand erhoben. Erich von Biedermann hatte Jura in Leipzig studiert und war als Legationssekretär im Diplomatischen Dienst des Königreichs Sachsen tätig. Der vermögende Herr wollte in Thürmsdorf das ruhige Landleben genießen, ohne auf die Annehmlichkeiten eines modernen Wohnkomforts verzichten zu müssen. So ließ er nach dem Erwerb des Rittergutes ab 1908 den hinteren Gebäudeteil anbauen und vergrößerte damit das Haus beträchtlich.
Das Schloss Thürmsdorf ist eine malerische Anlage mit zahlreichen Giebeln, Türmen, Treppenaufgängen und Terrassen. Der Architekt Fürchtegott Kemnitzer aus Pirna fügte dem vorhandenen südwestlichen Teil einen weiteren nordöstlichen Teil an, bei dem er geschickt das natürliche Gelände ausnutzte, um einen fließenden Übergang vom Schloss zum Gartenbereich herzustellen. Öffnet man die großen Fenstertüren, kann man unmittelbar in den Garten hinaustreten. Von der geometrisch bepflanzten Hauptterrasse führen Treppen in die höher gelegenen Bereiche mit einer offenen Landschaft. Von 1908 bis 1912 schuf der königlich-sächsische Gartenbaudirektor Max Bertram den 3,5 Hektar großen Schlosspark, der besonders im Mai durch die vielen Rhododendren in ein rosa-weißes Blütenmeer verwandelt wird. Aber auch wertvolle Bäume und Sträucher, die der Schlossherr nach Thürmsdorf bringen ließ, sowie Rosenbeete laden zum Verweilen auf mehreren Bänken ein. Dazu passt die sinnliche Bronzeplastik "Anbetung" des norwegischen Bildhauers Stephan Sinding.
Der Schlossbesitzer konnte jedoch nur wenige glückliche Jahren auf seinem Anwesen verbringen. Seine Tochter Dominika und seine Frau Helene verstarben früh und 1931 schließlich der Freiherr selbst. Das Schloss Thürmsdorf ging an Hans-Arno von Arnim, der 1945 enteignet wurde. Nach der Enteignung diente es als Erholungsheim und Gewerkschaftsschule und stand ab 1992 leer. 1997 kaufte es der Unternehmer und Landschaftsgestalter Sven-Erik Hitzer. Der neue Schlossherr leitete inzwischen umfangreiche Sanierungen ein und konnte auch den historischen Schlosspark wieder beleben. Das Schloss scheint also gegenwärtig in guten Hände zu sein.

Johann Alexander Thiele-Aussicht und Malerwegkapelle (Biedermann-Mausoleum)


Etwa zwei Kilometer südöstlich vom Schloss Thürmsdorf erhebt sich der mächtige Königstein mit seiner bekannten Festung. Auch bis zum Lilienstein auf der anderen Elbseite sind es nur knapp drei Kilometer Luftlinie. Eine unvergleichliche Aussicht auf die Elbe sowie auf das Panorama der wildromantischen Sächsischen und Böhmischen Schweiz mit den beiden Steinen im Mittelpunkt erhält der Besucher insbesondere im Winter bei klarer Luft von der etwa 800 Meter südöstlich des Schlosses gelegenen, fast vergessenen und jetzt wiederbelebten Johann Alexander Thiele-Aussicht unmittelbar an der steilen Kante zum Elbtal. Der Maler Johann Alexander Thiele hat von hier sein bekanntes Gemälde der Festung Königstein gemalt. Zu vermuten ist, dass auch Adrian Zingg den Blick zum Königstein und Lilienstein von diesem Aussichtspunkt zeichnete.
Aber nicht nur die Aussicht ist einen Besuch wert, auch die nur wenige Meter entfernte Malerwegkapelle läd zu einer kurzen Pause ein. Die heutige Malerwegkapelle war 1920/21 als Biedermann-Mausoleum errichtet worden. Auf Wunsch seiner Ehefrau Helene Freifrau von Biedermann ließ der damalige Schlossherr die Kapelle am östlichen Rand des Rittergutsgrundstückes als Mausoleum für seine Familie errichten. Die Familie wollte an der Felsklippe oberhalb der Elbe und mit Blick auf die legendäre Festung Königstein ihre letzte Ruhe finden. Die Gruft befand sich unter der aus Sandstein und Ziegeln bestehenden halbsäulengegliederten Rotunde mit kuppelförmigem Dachaufbau. In der Gruft waren die Mutter des Freiherrn, deren Leiche aus Teplitz hierher überführt worden war, seine früh verstorbene Tochter Dominika, die Gattin des Schlossbesitzers, Baronin Helene von Biedermann, und Erich Moritz Baron von Biedermann selbst bestattet. Leider wurde in den Folgejahren das Mausoleum mehrfach aufgebrochen und geplündert und dadurch die Totenruhe verletzt. Man entschloss sich deshalb in den 1970er Jahren, die Gebeine der vier Familienmitglieder auf den Königsteiner Friedhof umzubetten. Zudem verfiel das Gebäude infolge von Leerstand, Vandalismus und Sturmschäden immer mehr. Nach einer ersten baulichen Sicherung in den Jahren 1994/95 wird die Malerwegkapelle jetzt von der Familie Hitzer gepflegt.
 
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Schloss Thürmsdorf
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