Historisches Sachsen
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Biehain   
 
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Information

Landkreis Görlitz

Beschreibung
Biehain, ein Ortsteil der sächsischen Gemeinde Horka in der östlichen Oberlausitz, liegt nur wenige Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Urkundlich wird Biehain erstmalig zum Ende des 13. Jahrhunderts in Dokumenten der Stadt Görlitz genannt. Das in eine Wald- und Teichlandschaft eingebettete und durch die Biehainer Seen geprägte Rittergut befand sich zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert überwiegend im Besitz des uradligen Geschlechts derer von Gersdorff, welches sein gleichnamiges Stammhaus bei Reichenbach/Oberlausitz hatte. Die Bedeutung des Rittergutes Biehain scheint jedoch gering gewesen zu sein, denn 1777 wird es als Vorwerk beschrieben. Auch im Jahr 1885 ist nochmals von einem Vorwerk die Rede, so dass anzunehmen ist, dass das Herrenhaus wohl eher Wirtschaftseinrichtungen aufnahm, aber nicht mehr als Wohnhaus für die Eigentümer diente. Als Ernestine Antonie Irmengard von Gersdorff Biehain und Mückenhain an Friedrich Rudolph Lucke veräußerte, endete die Herrschaft der Familie von Gersdorff.
Die Familie Lucke, die das Rittergut bis kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges besaß, wohnte jedoch nicht in Biehain, sondern im Herrenhaus Mückenhain, das nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrochen wurde. Hans von Lucke, Sohn des Friedrich Rudolph Lucke, der 1888 durch Friedrich III., König von Preußen und damit Deutscher Kaiser, in den Adelsstand erhoben wurde, war 1885 bis 1907 Landrat des Kreises Rothenburg. Philipp von Lucke übernahm schließlich das Rittergut Mückenhain und wurde wie sein Vater ebenfalls Landrat des Landkreises Rothenburg.
Kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges verkaufte die Familie von Lucke den Besitz an den Unternehmer Hugo Stinnes aus Mühlheim an der Ruhr, der durch seinen weltweiten Kohlenhandel und dem Im- und Export von Eisen- und Stahlprodukten zu einem der reichsten Männer Deutschlands geworden war. In den 1920er Jahren kaufte Stinnes zahlreiche Rittergüter in der Oberlausitz auf, um Landwirtschaft und Fischzucht zu betreiben. Da in Biehain zwischen 1880 und 1900 Ton abgebaut wurde, entstanden aus den Restlöchern einige Seen. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs ließ man sumpfige Flächen trockengelegt, um daraus landwirtschaftliche Nutzflächen zu gewinnen. Darüber hinaus baute man auch die Fischzucht in den Teichen aus.
Nach der Enteignung 1945 wurden im Gut zunächst Flüchtlinge untergebracht. Später nutzte man das Herrenhaus auch als Wohnhaus. Als Folge der Bodenreform gehört der Hof heute unterschiedlichen Eigentümern. Das Gutshaus steht heute leer und ist sanierungsbedürftig. Pferde- und Kuhstall befinden sich jeweils in Privatbesitz. Der einstige Kuhstall ist zwischenzeitlich zu einem Wohngebäude geworden.
Leider ist das Herrenhaus in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Der Putz bröckelt, Pflanzen überwuchern das Gelände. Dabei hat das große Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert immer noch herrschaftliche Züge. Das zweigeschossige Gebäude mit seinem ausladenden Krüppelwalmdach und den zwei Hechtgauben, die sich fast über das gesamte Dach ausbreiten, hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Es bleibt zu hoffen, dass sich auch für das Herrenhaus ein Investor findet, der das Bauwerk wieder zu neuem Leben erweckt, bevor es noch stärker verfällt.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Biehain
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