Historisches Sachsen
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Tauchritz   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Görlitz

Beschreibung
Das Wasserschloss Tauchritz steht buchstäblich am Abgrund - am Abgrund eines früheren Tagebaus. Nur unweit von Görlitz finden wir die ehemalige Wasserburg in einem kleinen Schlossteich. Das Schloss ruht auf Eichenpfählen, die für ihre Standfestigkeit ständig feucht gehalten werden müssen. Solange der Tagebau Berzdorf in Betrieb war, führte man Grubenwasser in den Teich. Mit der Stilllegung des Tagebaus musste eine neue Lösung gefunden werden, und so hat sich eine Firma eine besondere Technik zu Nutze gemacht, die ganz ohne Fremdenergie Wasser aus der nahen Pließnitz in den Schlossteich pumpt: die sogenannten "hydraulischen Widder".
Von außen vermittelt das Wasserschloss den Eindruck einer romantischen Anlage. Doch der Eindruck täuscht - das Schloss steht seit Jahren leer.
Schloss Tauchritz trat erstmals 1306 urkundlich in Erscheinung, als es im Besitz des Nikol von Neueshoven war. 1349 gelangte es in den Besitz derer von Bieberstein, die es wiederum an die Herren von Gersdorff veräußerten. 1611 schließlich verkauften die Herren von Gersdorff den Besitz an Georg von Warnsdorf. Ein Großbrand zerstörte im 17. Jahrhundert die gesamte Anlage mit allen Wirtschaftsgebäuden sowie die Kirche, Pfarrhaus und Schule. Der Wiederaufbau erfolgte 1686-87. Als Bauherrin gilt Maria Sidonia von Warnsdorf.
Seit dem 18. Jahrhundert war die Schlossanlage im Besitz des nahe gelegenen Weltadligen Fräuleinstifts Joachimstein in Radomierzyce. Dem Stift diente das Schloss als Wohnsitz für pensionierte Bedienstete. Nach 1945 wurde das Schloss als Schule und später für Wohnzwecke genutzt. Seit 1987 steht Schloss Tauchritz leer.
Das heutige Wasserschloss besitzt zwei Stockwerke und ist von einem breiten, teichähnlichen Wassergraben umgeben. Der rechteckige Baukörper trägt ein hohes Walmdach. Die Hauptfront des verputzten Bruchsteinbaus schmückt ein Mittelrisalit mit zweiläufiger Freitreppe, ein Portal und ein mächtiger Dreiecksgiebel mit Rundfenster und reicher plastischer Gestaltung. Zwei Engel tragen jeweils ein Wappenschild derer von Gersdorf und von Warnsdorf. An der Rückseite sieht man noch Reste eines Turmes, heute als Pfeiler mit Dachziegeln verkleidet.
Im Innern des Schlosses präsentiert sich eine reiche historische Ausstattung. Die barocken Stuckdecken und stuckierten Supraporten aus dem 1. Viertel des 18. Jahrhunderts werden wegen ihrer floralen und figürlichen Ornamentik mit dem Dresdner Zwinger verglichen. Insbesondere die Supraporten der Erdgeschosshalle, die Stuckdecke mit den Darstellungen weiblicher Tugenden im östlichen Ecksaal und die Stuckdecke mit den Darstellungen der vier Jahreszeiten im westlichen Eckraum sind von beachtlichem Wert. Den Wandkamin im ehemaligen Festsaal ziert eine reiche Bekrönung.
Dem Wasserschloss vorgelagert ist eine ausgedehnte Gutsanlage mit langgestreckten Wirtschaftsgebäuden.
Obwohl in den vergangenen Jahren bereits Restaurierungsmaßnahmen zum Erhalt beitrugen, wird wohl noch eine lange Zeit vergehen, bis das Gebäude wieder im alten Glanz erstrahlt. Trotzdem lohnt sich bereits heute ein Besuch des Schlosses, allein wegen der Lage unmittelbar am ehemaligen Tagebau, der zwischenzeitlich zum idyllischen Berzdorfer See geflutet wurde.
 
Bildergalerie
Wasserschloss Tauchritz
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