Historisches Sachsen
Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen
Staucha   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Meißen

Beschreibung
Nur noch selten sieht man in Sachsen ein so geschlossenes und gut restauriertes Rittergut. Die Gemeinde hat vor ihrem Einzug im Jahre 2001 das Rittergut Staucha mit Herrenhaus, Gesindehaus, Kuhstall, Scheune und Nebengebäuden in vier Jahren umfassend sanieren lassen. Entstanden ist eines der schönsten Ensemble sächsischer Baukunst. Im Erdgeschoss des Herrenhauses ist eine liebevoll eingerichtete Heimatstube zu bewundern. Der Saal neben der Eingangshalle bietet Platz für die Gemeinderatssitzungen und kleine Veranstaltungen.
Eine Besonderheit stellt die Markthalle dar: Sie ist 1999 im ehemaligen Kuhstall eröffnet worden. Die Besucher können nun ihre frischen Lebensmittel zwischen toskanischen Säulen erwerben oder einfach den Kunsthandwerkern bei der Arbeit zusehen. Daneben hat sich eine weitere Besonderheit eingerichtet: Die Peter-Sodann-Bibliothek. Nach der politischen Wende in der DDR begann der aus Meißen stammende Schauspieler, Regisseur und ehemalige Theaterintendant Bücher, die in der DDR gedruckt wurden, zu sammeln und sie so vor der Vernichtung zu retten. Eine große Anzahl von Büchern umfaßt die Sammlung von Literatur, die zwischen dem 8. Mai 1945 und dem 3. Oktober 1990 erschienen sind. Im Rittergut haben sie eine neue Heimat gefunden. Im Antiquariat gibt es Bücher zu kaufen, die mehrfach vorhanden sind oder nicht zum Sammlungsgebiet gehören. Hierdurch finanziert sich ein Teil der Bibliothek selbst. Die Büchersammlung kann zu den Öffnungszeiten besichtigt werden.
Wenngleich der Verkauf von Lebensmitteln und Büchern wie selbstverständlich erscheint, geht dem heutigen Gemeindezentrum doch eine lange Geschichte voraus. Das Rittergut entstand aus einem mittelalterlichen Klosterhof. Burggraf Meinher II. von Meißen hatte bereits 1223 in Staucha ein Benediktinerinnenkloster gegründet. Die Nonnen zogen 1344 nach Döbeln um, unterhielten aber weiterhin einen großen Wirtschaftshof in Staucha, aus dem nach der Auflösung des Klosters das Rittergut Oberstaucha hervorging. Dieses wurde 1731 mit dem im gleichen Ort gelegenen Rittergut Niederstaucha vereinigt.
Im 18. Jahrhundert beginnt auch die Geschichte des Herrenhauses. Julius Alexander von Hartitzsch ließ in den Jahren 1753 bis 1756 für sich und seine zweite Ehefrau Magdalena Elisabeth von Zehmen das zweigeschossige Bauwerk errichten. Von einer etwas erhöht gelegenen schmalen Gartenterrasse, auf der das Gebäude steht, konnte der Herr den niedriger gelegenen Rittergutshof überblicken. Der stattliche Bau eines typischen barocken Landschlosses des 18. Jahrhunderts besitzt eine mit 11 Fenstern ausgestattete Front und ein Mansarddach. Die Fenster sind von schlichten Sandsteingewänden umrahmt. Die barocke Architekturgliederung mit hellen Wandspiegeln unter den Fenstern und Wandstreifen am Mittelrisalit sowie an den Hausecken ist aufgemalt. Eine zweiläufige Freitreppe mit kräftigen Steinbrüstungen führt vom Hof zum Podest vor dem Eingangsportal. Das Tor ist hervorgehoben durch ein Gewändeprofil und eine barock geschweifte Verdachung aus Sandstein. Darunter befindet sich das Ehewappen derer von Hartitzsch. Auf grünem Grund ist in goldener Schrift zu lesen: "J. A. V. H.  |  Anno MDCCLIII  |  M. E. V. H. G. V. Z.". Im Innern des Hauses empfängt den Besucher eine mit zwei Pfeilern untergliederte Halle. Dahinter erschließt eine dreiteilige Treppen die Räume im Obergeschoss.
Der vor dem Herrenhaus liegende Rittergutshof ist vollständig von Gebäuden umrahmt. 1822 brach in der Scheune des Gutes ein Feuer aus, das alle Wirtschaftsgebäude vernichtete. Doch Domherr Georg Heinrich von Hartitzsch ließ die Hofgebäude bereits im folgenden Jahr wieder neu errichten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das Herrenhaus zunächst Flüchtlinge auf. Im Erdgeschoss waren die LPG-Küche mit Speiseraum und ein Kindergarten eingerichtet. Dann stand das Haus leer. Erst mit der umfassenden Sanierung in den Jahren 1997 bis 2001 konnte wieder neues Leben in die alten Gemäuer einziehen.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Staucha
Wappen
Rittergut
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