Historisches Sachsen
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Sachsgrün   
 
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Information

Vogtlandkreis

Beschreibung
Wer heute das Herrenhaus in Sachsgrün besucht wird kaum glauben können, dass hier einmal ein großes Bauwerk mit vorgesetztem Turm stand. Aber eine Lithografie von 1859 zeigt ein Gebäude mit steinernem Untergeschoss - wohl mittelalterlichen Ursprungs, offenbar später aufgesetztem Fachwerkobergeschoss und einer aus mehreren Satteldächern bestehenden Dachzone. Ein spitzer gotischer Helm krönte den Turm. Doch dieser malerische Herrensitz stürzte schon vor Veröffentlichung der Lithographie ein und wurde durch einen weniger imposanten Neubau ersetzt. Geblieben ist nur die Abbildung im "Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen".
Sachsgrün, an der Landesgrenze zu Bayern gelegen, ist durch die Vögte von Weida kolonialisiert worden. Im Zuge der deutschen Besiedlung legten die neuen Herren wohl Anfang des 13. Jahrhunderts eine erste Wasserburg an, um das Herrschaftsgebiet abzusichern. Der Herrensitz war an verschiedene Adlige verlehnt und behielt trotz des Rückgangs seiner militärischen Bedeutung spätestens im 15. Jahrhundert seine wehrhafte Gestalt. Nach dem Tod Hans Wilhelm von Streitbergs Ende des 17. Jahrhunderts fiel Sachsgrün als erledigtes Mannlehen an die sächsischen Kurfürsten zurück, die den Herrensitz jedoch dem Hofmarschall Philipp Ferdinand von Reibold übertrugen. 1716 gelangte das Gut so an Erdmuthe Christiane von Reibold, die in die Familie von Brandenstein einheiratete. Unter der Familie von Brandenstein wurde das zusammengefallene Herrenhaus abgetragen und daneben ein neues errichtet. Das langgezogene dreigeschossige Bauwerk mit Walmdach kam eher schlicht daher. Südlich davon erstreckte sich der Wirtschaftshof.
Nach dem Ersten Weltkrieg geriet die Familie von Brandenstein in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste den Hof verkaufen. Georg Weißig erwarb 1932 das Rittergut, verkaufte es aber bald darauf an Ernst von Waldenfels, der es wiederum 1935 an die Sächsische Bauernsiedlung GmbH weiterveräußerte. Das gemeinnützige Unternehmen löste das Rittergut auf und richtete sieben sogenannte Erbhöfe ein. Erbhöfe sollten laut Reichserbhofgesetz für das Dritte Reich den Inhaber vor Überschuldung und Zersplitterung im Erbgang schützen. Ein Verkauf des Herrenhauses scheiterte jedoch und da für seine Instandsetzung hohe Kosten aufzubringen wären, verkleinerte man das Haus deutlich. In das neu gestaltete Gebäude zog 1938 die Schule der Gemeinde Sachsgrün ein, später die Gemeindeverwaltung und die Dorfbücherei. Seit 1994 beherbergt das ehemalige Herrenhaus eine Gaststätte.
Auch wenn das heutige Herrenhaus nicht mehr den Charme des im 19. Jahrhunderts eingestürzten Fachwerkgebäudes hat, lädt es dennoch zu einem Besuch ein. Die parkähnliche Umgebung lässt insbesondere aus der Luft noch deutlich den einstigen Standort einer Wasserburg erkennen. Eingerahmt vom Feilebach und mehreren Teichen bietet es ein malerisches Dorfbild. Dazu tragen auch zwei kleine Fachwerkhäuschen am Rande des Gutsgeländes bei.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Sachsgrün
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