Historisches Sachsen
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Kaufungen   
 
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Information

Landkreis Zwickau

Beschreibung
Konrad (Kunz) von Kauffungen ging in die sächsische Geschichte ein, wie sonst kaum ein anderer niederer Adliger. Der aus der Familie von Kauffungen stammende Kunz war Burgvogt von Altenburg, Besitzer des Schlosses Wolkenburg, der Burg Stein und von böhmischen Ländereien. Im Sächsischen Bruderkrieg kämpfte er auf der Seite von Kurfürst Friedrich dem Sanftmütigen. Als Sächsischer Bruderkrieg werden die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern Herzog Wilhelm III. (der Tapfere) und Kurfürst Friedrich II. (der Sanftmütige) von 1446 bis 1451 um wettinische Herrschaftsgebiete bezeichnet. Auslöser des Konflikts war die Unzufriedenheit Wilhelms mit der Altenburger Teilung von 1445. Der Bruderkrieg endete mit dem Naumburger Frieden von 1451.
Als Konrads Gut in Thüringen verwüstet wurde, entschädigte ihn Friedrich II. mit dem Gut Schweikershain, welches zuvor einem Gefolgsmann Wilhelms gehörte. Doch nach der Beilegung des Konfliktes sah ein Artikel des Friedensvertrages vor, alle beschlagnahmten Güter ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Das betraf auch das Gut Schweikershain, welches Kunz von Kauffungen ohne eine angemessene Wiedergutmachung abgeben sollte. So verklagte er seinen Kurfürsten Friedrich auf eine Entschädigung. Das Gericht zu Leipzig gab jedoch dem Kurfürsten Recht. Kunz fühlte sich ungerecht behandelt und wollte das Geschehen selbst in die Hand nehmen. In der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1455 stieg er über Leitern in das Altenburger Schloss ein und entführte mit Helfern die beiden Söhne des Kurfürsten Friedrich II., um mit der Kindesentführung eine gerechte Verteilung der Beute aus Fehden und Feldzügen zu erzwingen. Die Absicht der Entführer, mit den beiden Prinzen nach Böhmen zu gelangen und von dort ein Lösegeld auszuhandeln, scheiterte jedoch schnell. Während Kunz von Kauffungen mit dem Prinzen Albrecht kurz vor der böhmischen Grenze festgenommen werden konnte, führten die Ritter von Mosen und von Schönfels den Prinzen Ernst in Richtung Franken. Schließlich entschlossen sich die Ritter, in der "Prinzenhöhle", einem ehemaligen Bergbaustollen an der Straße nach Aue, Unterschlupf zu suchen. Nachdem ihnen der Kurfürst Straffreiheit zugesichert hatte, übergaben sie den Prinzen an den Amtshauptmann Veit von Schönburg. Kunz wurde eine Woche später in Freiberg enthauptet.
Nach der Hinrichtung des Kunz von Kauffungen ging der Stammsitz des Adelsgeschlechts, das bereits seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts nachweisbar ist, an die Familie von Maltitz, die über 100 Jahre in Kaufungen verbleiben sollten. Über die Herren von Pflugk gelangte das Rittergut 1584 an die Familie von Thumbshirn. Unter ihr entstanden auch wesentlichen Teile des heutigen zweiflügeligen Herrenhauses mit einem in die Ecke gesetzten runden Wendelstein. Der Ostflügel in schlichten Renaissanceformen wurde 1595 für Loth von Thumbshirn errichtet. Seinen heutigen Fachwerkgiebel fügte man zusammen mit dem Dachstuhl 1784 hinzu. 1610 folgte der Nordflügel. Sein Maßwerkfries als neugotisches Element unter der Dachtraufe stammt aus der Zeit um 1800. Damals befand sich das Herrenhaus im Besitz der Familie von Einsiedel. Graf Detlev Carl von Einsiedel hatte das Rittergut 1766 von Anna von der Planitz erworben. Zusammen mit dem Rittergut Wolkenburg rundete er damit sein Herrschaftsgebiet an der Zwickauer Mulde ab. Die Grafenfamilie wohnte jedoch im nahen Schloss Wolkenburg während im Kaufunger Herrenhaus die Wohnung des Rittergutspächters eingerichtet war. Beide Rittergüter blieben bis 1945 im Besitz der Familie von Einsiedel. Dann wurde das Rittergut Kaufungen aufgelöst und das Land an Neubauern aufgeteilt. Sämtliche Wirtschaftsgebäude und mehrere Nebengebäude in Hanglage hinter dem Ostflügel brach man 1947 ab. Nur die beiden Herrenhausflügel blieben als Wohngebäude stehen.
Doch lange konnte das Herrenhaus nicht genutzt werden. Wegen fehlender Bauunterhaltungsmaßnahmen waren die Gebäude bald so marode, dass die Mieter Mitte der 1970er Jahre ausziehen mussten. Erst nach der politischen Wende in der DDR ließ die Gemeinde Kaufungen mit Fördermitteln bauliche Rekonstruktionen durchführen. Eine kommunale Nutzung kam aber nicht mehr in Betracht, da Kaufungen in die Stadt Limbach-Oberfrohna eingemeindet wurde. So kaufte der Inhaber einer Restaurierungsfirma 2003 das leerstehende Herrenhaus und widmet sich seitdem der fachgerechten Erhaltung. Zwischenzeitlich legte der Hausherr im Obergeschoss des Ostflügels eine Bohlenstube mit Holzbalkendecke und Holzvertäfelung frei. Die Außenfassade des Herrenhauses wurde 2006/07 restauriert. Dabei zeigt sich der Ostflügel in der Fassung des späten 16. Jahrhunderts, während der Nordflügel in der Fassung des 18. Jahrhunderts mit Maßwerkfries erscheint. Der Wendelstein, der seinen Abschluss 1842 bei einem Blitzschlag verlor, wurde 2007 mit einer neuen Turmhaube versehen, die sich an historischen Vorbildern orientiert.
 
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Herrenhaus Kaufungen
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