Historisches Sachsen
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Batzdorf   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Meißen

Beschreibung
Schloss Batzdorf, nur wenige Kilometer südlich von Meißen, teilt sein Schicksal mit vielen Schlössern und Burgen in Sachsen. Nach der Bodenreform diente es zunächst zur Beherbergung von Aussiedlern, in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts fand es als Kinderferienlager, Dorfclub und Konsum Verwendung, ohne dass die erforderlichen Werterhaltungsarbeiten durchgeführt wurden. So schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann der schleichende Tod eintrat.
Doch es kam anders. Bereits 1983 fand ein Restaurator Gleichgesinnte, die ihm bei der Beräumung des zum Teil schon einfallenden Schlosses behilflich waren und dank ihrer Berufe fachgerecht die ersten Sicherungsmaßnahmen anpackten. Der politische Umbruch 1989 führte schließlich zur Gründung eines gemeinnützigen Vereins, der das Schloss erwarb und somit eine zielgerichtete und systematische Wiederherstellung der Anlage ermöglichte. Seither sieht das Nutzungskonzept vor, im Schloss Wohnen, Arbeiten und kulturelle Aktivitäten mit denkmalpflegerischen Erfordernissen zu verbinden. Heute ist das Schloss auch über die regionalen Grenzen als Stätte vielfältiger Veranstaltungen bekannt.
Schloss Batzdorf bettet sich abseits der Elbe romantisch in die natürliche Umgebung des Rehbocktales ein. Die verwinkelte Anlage umschließt drei Innenhöfe. Die wichtigsten Gebäude sind der Saalbau, das Herrenhaus, der zwischen beiden gelegene Verbindungsbau und die Schlosskapelle. Obwohl die Anlage in ihren Formen im Wesentlichen auf das 16. und 17. Jahrhundert hinweist, sind verschiedene Teile jedoch schon älteren Ursprungs.
Die Anfänge des Schlosses gehen auf das Jahr 1218 zurück, in dem sich - laut einer Urkunde des Meißner Stiftes - die Burg "Batendorph" im Besitz eines Henricus von Batendorf befand. Spätere Urkunden nennen Nikolaus von Batzdorf und Johannes von Polenz als Besitzer. Die längste Zeit - über 400 Jahre - war das Schloss jedoch im Besitz des einflussreichen Geschlechts derer von Miltitz, die neben den Schlössern Siebeneichen und Scharfenberg auch das Schloss Batzdorf vom 15. Jahrhundert an besaßen und damit das "Miltitzer Ländchen" beherrschten.
Die älteste Bausubstanz des heutigen Schlosses lässt sich auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datieren. Im südöstlichen Teil des Herrenhauses stand einst ein quadratischer Turm, der unter der Herrschaft von Ernst von Miltitz im beginnenden 16. Jahrhundert zum nun rechteckigen Herrenhaus erweitert wurde. Auch die weitere Anlage, wie sie der Besucher heute sieht, geht im Wesentlichen auf das 16. Jahrhundert zurück. Aus dieser Zeit stammt u.a. der Saalbau mit dem großen Saal, in dem heute Kulturveranstaltungen stattfinden.
Ernst von Miltitz wohnte in Batzdorf, bis das ebenfalls von ihm erbaute Schloss Siebeneichen fertig gestellt war. Sein Nachfolger, Dietrich von Miltitz, erweiterte das Herrenhaus um 1560 und ließ im Festsaal den Wappenfries ausführen. Die kleine Kapelle im Hof wurde dem Ensemble am Ende des 17. Jahrhunderts hinzugefügt. 1880 endete die Besitzfolge derer von Miltitz.
Das Schloss ging an die Familie von Friesen, die sich "von Friesen-Miltitz" nannten. In ihre Zeit fiel auch die letzte bauliche Maßnahme, die die heutige Gestalt des Schlosses ausmacht: die Aufstockung des Herrenhauses mit einem Mansarddach im Jahre 1889.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Karl Hermann Georg Freiherr von Friesen enteignet. Das Schloss diente fortan Wohnzwecken, die erhebliche Änderungen in der Raumstruktur mit sich brachten. Erst mit dem Einzug künstlerisch und handwerklich Begabter konnte Schloss Batzdorf vor dem Verfall gerettet werden. Seitdem ist viel geschehen. Der große Festsaal im Obergeschoss des Saalbaus wurde wieder hergerichtet, seine schöne, einst reich bemalte Holzbalkendecke erneuert und der umlaufende Wappenfries mit den Wappen adliger Familien des Meißner Landes teilweise freigelegt.
Auch die Schlosskapelle, um 1700 von Moritz Heinrich Freiherr von Miltitz auf Batzdorf und Siebeneichen als Grablege für sich und seine Ehefrau, Magdalena Sybilla Gräfin von Taube, errichtet und zu DDR-Zeiten als Lagerschuppen und Stall missbraucht, wurde wieder freigeräumt.
Eine Besonderheit des Schlosses Batzdorf ist ein Totenschädel, der in einer kleinen Nische des privat genutzten Herrenhauses hinter einer eisernen Gittertür ruht. Nach der Enteignung des Schlosses gelangte er in eine Gefängniszelle des benachbarten Schlosses Scharfenberg, von wo er 1988 wieder wohlbehalten an seinen angestammten Platz zurückkehrte.

Totenhäuschen


Neben dem Schloss Batzdorf ist auch das sogenannte "Totenhäuschen" einen Besuch wert. Folgen Sie dem Weg neben der Obstplantage, um zum Totenhäuschen zu gelangen.
Anders, als es der Name vermuten lässt, hat das Gebäude nichts mit der Aufbewahrung von Toten zu tun. Vielmehr handelt es sich um ein Weinbergs- oder Lusthäuschen in exponierter Lage. Vom Elbhang, auf dem das turmartige Gebäude einsam steht, reicht der Blick hinüber zur Boselspitze mit seinem Pflanzgarten. Über den Erbauer und den Anlass der Errichtung des Häuschens ist leider nichts bekannt. Es ist jedoch zu vermuten, dass sich das Gebäude in die Reihe zahlreicher anderer Weinbergs- und Lusthäuschen im Elbtal einreiht. Seine Lage oberhalb der Elbtalweitung macht gerade seine Funktion deutlich: Vom Schloss Batzdorf, dem ein anspruchsvolles Panorama fehlt, sind es nur wenige Meter zur herzerfrischenden Aussicht an der Elbe. Ein ideales Ziel von Ausflügen der herrschaftlichen Gesellschaft.
Obwohl das "Totenhäuschen" keine Toten barg, ranken sich dennoch verschiedene Sagen um dessen Namen. Eine Sage berichtet, dass die Herrschaft einen armen Küchenjunge im Schloss zu Unrecht des Diebstahls eines silbernen Löffels beschuldigte. Obwohl er stets seine Unschuld beteuerte, wurde er zum Tode verurteilt. Vor dem Schafott stehend prophezeite er, dass sich als Beweis seiner Unschuld sein Schädel niemals beseitigen lassen würde. Obwohl man wiederholt den Kopf eingrub, ihn gar vom Felssporn des Totenhäuschens in die Elbe warf, fand man ihn tags darauf immer wieder in der Küche des Schlosses. Erst als Arbeiter bei Dacharbeiten den silbernen Löffel in einem Elsternest fanden, erkannte man den wahren Dieb. Zum Gedenken wurde der Schädel in der Wandnische des Schlosses hinter der schmiedeeisernen Gittertür aufgestellt.
 
Bildergalerie
Herrenhaus, Saalbau und Kapelle
Kapellenhof mit Wendelstein und Saalbau
Festsaal im Saalbau
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